Teil 2: Meine körperliche Diätmacke

Teil 2: Meine körperliche Diätmacke

Es gibt körperliche und mentale Macken, angerichtet durch Diäten.

Zu den körperlichen Diätmacken gehört z.B. der berühmt/berüchtigte Hungerstoffwechsel. 

Hier habe ich einen Artikel dazu geschrieben, warum es den “kaputten” Stoffwechsel rein physikalisch nicht geben kann. 

Trotzdem gibt es ein paar handfeste Dinge, die im Körper passieren und den Jojo-Effekt begünstigen, wie den Zappel-nicht Effekte. Diese Effekte habe ich schon ausführlich in diesem Artikel recherchiert. 

Es kommt also zu körperlichen Anpassungen. Der Energiebedarf sinkt, weil man weniger wiegt. Durch den Zappel-Nicht Effekt sinkt der Energiebedarf nochmal. 

Muskeln sind abgebaut worden und nicht wieder aufgebaut. Der Energiebedarf sinkt weiter. 

Es kann bei Diäten mit sehr restriktiver Kalorieneinschränkung zu massivem Haarausfall kommen durch Nährstoffmangel, Kopfschmerzen, Müdigkeit. Bei extremen Diäten gerät sogar der Zyklus durcheinander oder man bekommt massiv schlechte Haut. 

Gleichzeitig bekommt man oft Heißhunger auf hochkalorische Dinge.

Denn diese sind ja oft verboten und damit doppelt so verlockend.  Dies ist nicht nur eine psychische, sondern auch eine physische Folge. Man vermutet, dass der Körper vermehrt appetitanregende Hormone ausschüttet, je schneller und je öfters er Gewicht abgebaut hat.

Dies soll schon ab einer Abnahme von 10 % des Körpergewichts passieren. Manche Untersuchungen berichten von einem 25%tigen Anstieg der Hungerhormone im Körper und einem gleichzeitigen Sinken der Sättigungshormone.

Es gibt z.B. das Konzept der adaptiven Thermogenese. Man hat die Teilnehmer von The Biggest Looser untersucht und festgestellt, dass diese auch noch Jahre nach der Teilnahme an der Diät Show einen verminderten Grundumsatz hatten, verglichen mit anderen Menschen, die nie eine Diät gemacht haben. Das lässt sich in anderen Studien aber nicht reproduzieren. Dieser Effekt ist schon vor 60 Jahren beobachtet worden, ohne das sich ein valider, körperlicher Mechanismus hätte beweisen lassen. 

Die Thermogenese ist das Prinzip der Wärmegewinnung im Körper, damit wir nicht frieren. Steht wenig Energie zur Verfügung, dann drosselt der Körper die Wärmeproduktion, wir frieren schneller. Und es besteht die Vermutung, dass diese Anpassung nach der Diät bestehen bleibt.

Ich glaube, die momentane Wahrheit ist, man weiß nicht so genau was im Körper passiert, wenn man wiederholt Diät hält, also dem Körper Nahrung verweigert, obwohl dieser eindeutig Hunger anzeigt. Es gibt viel wissenschaftliche Theorie.

Aber, das etwas im Körper gründlich schiefläuft, das kann ich für mich eindeutig feststellen. Eine richtige körperliche Diätmacke.

Ich hatte noch nie so viel Hunger wie nach einer Diät. Noch nie so lange soviel Hunger. Und ich konnte das Gewicht nach keiner Diät halten. Immer Hunger, immer auf der Suche nach Nahrung. Nie wohlig satt und zufrieden. Immer im Zustand des Mangels verbleibend.

Der Appetit war deutlich gesteigert.

Und da man so viele Muskeln mit abgebaut hat und ja viel weniger wiegt, ist der Energieverbrauch deutlich geringer.

Aber durch was wird das eigentlich gesteuert? Ich merkte ja, dass ich mehr Hunger habe, mehr grasen will, mein Verlangen nach „verbotenem Essen“ deutlich gesteigert ist.

Sagen wir mal, ich habe meinem Köper vor der Diät immer so um die 2.800 Kalorien gegeben und damit stetig zugenommen. Also fand ich ich mich viel zu dick und reduzierte die Kalorienzufuhr auf 1.700 kcal. Damit nahm ich langsam und stetig ab.

Mit dem neuen Gewicht nach der Diät brauche ich jetzt tatsächlich am Tag aber nur noch 1.800 kcal, da ich meine kleinen Verbrennungsmotoren, die Muskeln, ja abgebaut habe und somit viel weniger Biomasse erhalten muss, da ich insgesamt ja auch weniger geworden bin.

Hunger habe ich aber für mindestens 3000 kcal am Tag und das vermehrt auf hochkalorische Dinge.

Man wird von seinem eigenen Körper getrieben und isst wieder mehr. Dadurch packt man wieder Gewicht drauf, dass meiste aus inaktivem Fett und der Kreislauf beginnt.

Denn mein Gehirn will mich ja beschützen und will nicht, dass ich in diesen ständigen Hungersnöten einen Schaden erleide. Und leider bauen sich Fettzellen nie wieder ab. Die bleiben an Ort und Stelle, sind halt nur geleert. Aber das Gehirn hätte lieber volle Fettzellen, weil ja direkt wieder die nächste Hungersnot aka Diät droht.

Denn meinen Hunger, den steuert ja kein Alien von außen. Natürlich gibt es Augenhunger und Situationen, die zum Überessen triggern, aber selbst im Alltag gibt es ja diesen Essdrang, der unbezwingbar scheint und der mich Schokolade kaufen und vertilgen lässt.

Eben diese vermeintliche Willensschwäche, die aber eine Diätmacke ist.

Aber Hunger ist keine Sache des Willens. Hunger ist ja eher ein Instinkt, ein sehr starker, mächtiger Instinkt. Essen ist Sicherung des Überlebens. Natürlich gibt es noch soziale und gesellschaftliche Funktionen, die Essen erfüllt. Aber in erster Linie sichert der Hunger die Versorgung mit Nährstoffen und unser Überleben.

Aber irgendwas ist während dieser vielen langen Jahre, die ich mit Diäten verbracht habe, in mir passiert, das über normalen Hunger, emotionales Essen oder innere Rebellion hinausgeht. Natürlich ist die verbotene Frucht immer verlockend und viele Dinge waren für mich sehr lange verboten.

Es gibt körperlichen Hunger, es gibt Appetit, es gibt Heißhunger und es gibt Essdrang.

Nun versuche ich fast zwei Jahre lang die Regeln des intuitiven Essens zu verfolgen und nur zu essen wenn ich körperlich hungrig bin und genau das zu essen, dass ich wirklich gerade essen will. Ich höre auf zu essen, wenn ich angenehm satt bin. Es ist alles erlaubt. Vielleicht klappt es nicht immer und oft ist Schokolade in Gedanken immer noch böse, aber ich erwarte von mir auch nicht, dass ich über 30 Jahre eingeübte Diätgedanken innerhalb von zwei Jahren loswerde.

Und es klappt gut, ich nehme nicht zu. ich fühle mich oft wohl mit meinem Essverhalten, ich esse nicht ausschließlich ungesund oder Süßigkeiten. Es hat sich alles gut eingependelt und ich würde es als ausgewogen bezeichnen.

Ein Teil der körperlichen Diätmacke ist dadurch geheilt worden. Ausreichend essen war super gegen Heißhunger, gegen Frieren, gegen Bewegungsunlust. Vieles davon hat sehr gut getan. Körperlichen Hunger kann ich von Appetit unterscheiden, Magenhunger von Augenhunger, hier ist ein Artikel über die Hungerarten.

Aber dieser Essdrang. Dieser verflixte Essdrang, der mich immer wieder überfallt.

Tagsüber im Büro, Abends auf der Couch, beim Stadtbummel.

Ich habe immer gedacht, dieser Essdrang ist emotionales Essen. Ich habe nach Triggern gesucht, oft in diesen Situationen überlegt, was ich wirklich brauche und ja, manchmal war es Langeweile oder ich brauchte einfach nur Ruhe.

Aber oft fand ich nichts, was diesen Essdrang auslöste. Es gab da kein unterdrücktes Bedürfnis oder Gefühl. Ich wollte einfach nur fressen und Essen in mich hineinstopfen. Und danach fühle ich mich oft gut. Etwas in mir war zufrieden. Schon 2018 habe ich einen Artikel darüber geschrieben „Von der Seeligkeit des Überessens“.

Also dachte ich, okay, da muss ich halt mit leben, denn ich bin einfach nur verfressen und fühle mich danach gut, also bleib ich halt dick. Es reicht ja schon, wenn ich einen Weg gefunden habe, nicht noch dicker zu werden, sondern so zu bleiben wie ich bin.

Und dann kam wieder einer dieser kleinen Momente, in dem ich ein Foto von mir sah und dachte. Scheiße, Doppelkinn. Ich will das nicht.

Und heute glaube ich, dass dieser Essdrang ein fehlgeleiteter Impuls aus meinem Gehirn ist. Eine Fehlschaltung. Neurologischer Mumpitz, der seinen Sitz im ältesten Teil meines Gehirns hat. Dem Teil, der nicht aktiv denken kann, sondern der triebgesteuert ist.

Ein echte, aktive, körperliche Diätmacke.

Ziel der A-Methode ist es, dass wir alle irgendwann wieder so intuitiv essen können, dass weder Kalorien zählen noch Verzicht auf bestimmte Lebensmittelgruppen notwendig sind.

Also ist das Wichtigste, wieder mit Genuss und Freude essen zu lernen.

Und damit verschwinden die meisten körperlichen Symptome der Essmacke.

Nur gegen den Essdrang müssen wir noch etwas anderes tun, davon handelt Teil 4.

Und natürlich gibt es auch seelische Diätmacken, die ich mir in Teil 3 angesehen habe.

 

Teil 1: Essen neu erlernen

Essen neu erlernen

Mein erster Schritt zur Heilung meiner Diätmacke ist es, wieder zu lernen ohne Angst vor Kalorien und vor allen Dingen ohne Angst vor dem wieder unkontrolliert Zunehmen zu essen.

Essen kann verdammt Angst einjagen. Klar, jeder muss jeden Tag essen. Aber tatsächlich das Essen, auf das ich Hunger habe? So viel Essen wie ich will?

Das bedeutete für mich bisher immer, ich werde wieder fett. Ich esse unkontrolliert und mit Heißhunger alles, was vorher verboten war. Ich esse Kuchen, Chips und Schokolade, Brote mit Nutella und Eisbecher und alle schrecklichen und hochkalorischen Sachen.

Denn so war es „immer“.

Diät, „normal“ Essen, dringend wieder Diät, „normal“ Essen, dringend wieder Diät.

Aber wir wollen ja die Diätmacke heilen. Natürlich will ich immer noch abnehmen. Der Wunsch geht ja nicht weg, nur weil ich jetzt weiß, dass ich eine Diätmacke habe. Jedoch kann ich mich nicht mehr dem Mangel einer Diät aussetzen. Also ist das Ziel des Abnehmens sehr weit zurückgestellt. Ich möchte gesund werden und die Diätmacke heilen.

Also muss ich etwas tun, dass ich noch nie zuvor getan habe.

VERTRAUEN IN MEINEN KÖRPER HABEN! VERTRAUEN IN MICH HABEN!

Mir bedingungslos jedes Essen erlauben.

Jede Einteilung in gutes oder schlechtes Essen vergessen.

Und das ist viel schwieriger, als einem Diätplan zu folgen.

Mein erstes Ziel ist es also, die Diatmacke zu heilen. Und dabei zu wissen, eine über 30 Jahre immer wieder gefütterter Macke heilt nicht in ein paar Wochen.

Wie kann ich dann darauf vertrauen, dass mein Körper weiß, was gut für mich ist?

Ziel ist es, jene Fähigkeiten wiederzuerlangen, die Kinder ganz automatisch drauf haben.

Essen, wenn man körperlichen Hunger hat.

Genau das zu essen, nachdem der Körper verlangt und mit dem man sich wohl fühlt.

Aufhören, wenn man satt ist, aber nicht überfressen.

Das ist am Anfang sehr, sehr ungewohnt.

Wie fängt man überhaupt an? Es mag schwer sein, überhaupt zu erkennen, dass man Hunger hat. Oder Hunger von Durst zu unterscheiden.

Ich hatte schon letztes Jahr einen Artikel über den Hunger geschrieben: Kann ich meinen Hunger beim Abnehmen mögen? Da findet man einige, gute Erläuterungen über Hungerarten und wie man körperlichen Hunger von anderen Hungerarten abgrenzt.

Also habe ich zuerst geübt zu erkennen, wann ich wirklich Hunger habe. Das erstaunlichste dabei war, wie oft ich eigentlich Durst anstatt Hunger hatte. Das war mir vorher nicht bewusst.

Ich beobachtete mich selber, horchte in mich hinein und überlegte, ob das jetzt Hunger ist. Oder ist es Schlungsucht, wie ich es nenne, dieser Essdrang, dieses Grasen.

Ein zuverlässiger Indikator für echten Hunger ist z.B. das es viel besser schmeckt, wenn man anfängt zu essen. Und wenn der Magen schon knurrt, dann ist es sowieso höchste Zeit. Oft habe ich einfach nur ein flaues Gefühl oder fühle mich etwas gereizt.

Und es überhaupt so weit kommen zu lassen, dass man wieder Hunger hat, erfordert ein wenig Mut. Den Hunger ist ja kein angenehmes Gefühl. Aber ich rate euch, einfach mal zu warten, bis ihr euch sicher seit, dass es richtiger, körperlicher Hunger ist. Nur zu Beginn, um das Gefühl wieder kennenzulernen.

Wann ist denn der richtige Zeitpunkt, was zu essen? Wenn der Hunger schon brüllt und sehr stark ist, dann ist es schon zu spät. Dann stopfe ich mit voll mit irgendwas, was gerade zu finden ist und die Wahrscheinlichkeit, dass ich dann aufhöre, bevor ich mich überfresse, ist sehr gering.

Am Anfang kann sich der Hunger z.B. sehr oft melden, weil es ja etwas total Neues ist, dass er gestillt wird, wenn er sich meldet.

Und es wird auch normal sein, dass man zuerst viele der Lebensmittel isst, die lange verboten waren. Das gibt sich wieder. Denn jedes Nahrungsmittel muss auf jeden Fall bedingungslos erlaubt sein.

Wenn man also ein echtes, körperliches Bedürfnis verspürt, dann sollte man essen. Langsam und achtsam. Damit man merkt, wenn man satt ist. Das wird nicht immer auf Anhieb klappen. Es ist eine Sache der Übung, wie ganz viele andere Dinge auch.

Schade, ich bin schon satt.

Bei mir war oft echtes Bedauern im Spiel, weil es oft so gut schmeckte und ich gerne noch weiter gegessen hätte, obwohl ich schon satt bin. Aber ich darf ja jederzeit wieder etwas essen, wenn ich wieder Hunger habe. Und ich darf genau jenes nochmal essen, das mir so gut geschmeckt hat.

Und ich habe so gut kochen gelernt, dass ich mir ganz viele Leckereien schnell selber zubereiten kann. Das ist ein großer Vorteil.

Ihr glaubt gar nicht, wie gut das Essen schmeckt, wenn man hungrig ist, genau das isst, was man möchte und man voller Freunde und mit gutem Appetit essen darf.

Das sind Festessen, jeden Tag.

Ein paar kleine Regeln gibt es dennoch, die mir immer noch sehr schwerfallen.

Ich möchte das essen genießen mit allen Sinnen. Jedoch hatte dies bisher in meinem Leben keinen großen Stellenwert. Ich soll nur essen?

Ohne Ablenkung, ohne Fernsehen, ohne Zeitung, ohne Handy? Ohne Hektik und ohne Zeitdruck?

Ja, das wäre gut.

Auch das ist eine Sache der Übung, die mir immer noch schlecht gelingt. Ich finde, nur essen ist langweilig und ineffizient. Ich bin so darauf getrimmt, viele Dinge auf einmal und möglichst effizient zu erledigen, dass ich es schwer finde mir Zeit zu nehmen für eine Sache wie essen, die ich auch nebenbei erledigen kann.

Aber ich bringe mich damit um den Genuss und um Ruheinseln im stressigen Alltag. Ich nehme dem Körper und Geist die Möglichkeit zu genießen, gründlich zu kauen und die Sättigung genau wahrzunehmen.

An diesem Punkt muss ich noch sehr an mir arbeiten, vielleicht könnt ihr dies schon besser als ich.

Und wann bin ich wirklich satt? Wenn mir schon der Hosenknopf platzt und mir schlecht ist, dann bin ich überfressen. Am besten erkenne ich die beginnende Sättigung bei mir daran, dass meine Essgeschwindigkeit sinkt.

Schaufel ich noch am Anfang mit Schwung und Begeisterung Gabel oder Löffel in meinen Mund wird die Essgeschwindigkeit und der Elan irgendwann im Laufe der Mahlzeit deutlich weniger. Dann ist es Zeit aufzuhören und nachzuspüren, ob ich satt bin. Und wenn noch was rein muss, dann nehme ich eben nach.

Wenn was auf dem Teller bleibt? Dann werfe ich es weg! Ich esse nichts mehr auf, nur weil es noch auf dem Teller liegt. Und wenn das zu oft vorkommt, dann sollte ich mir kleinere Portionen nehmen und nehme dann nach.

Eine Warnung: Das hier ist keine versteckte weitere Diät, bei der man zu essen aufhört, sobald man vermeintlich ein bisschen satt ist. Denn nur ein bisschen satt reicht nicht.

Wenn man immer nur ein bisschen satt ist, dann kommen wahrscheinlich irgendwann die Fressattacken wieder, nach denen man dann komatös auf der Couch liegt.

Der Körper muss sich sicher sein dürfen, dass er satt wird. Angenehm soll es sich anfühlen, befriedigend und wohlig. Rundherum zufrieden nach einer leckeren Mahlzeit.

Jetzt bietet unser Alltag uns aber ja leider viele Stolpersteine.

Ich habe mega Hunger, bin aber in einer Konferenz und habe keine Pause. Oder ich sitze Zuhause und habe mega Hunger, bis zum Abendessen mit der Familie ist aber noch eine halbe Stunde.

Gestern zum Beispiel hatte ich einen richtig starken Hunger und Spaghetti Carbonara zum Abendessen geplant, aber der Mann war noch nicht da und ich musste noch aushalten. Hätte ich jetzt etwas Großes gegessen, dann hätte ich aber später zur Mahlzeit keinen Hunger mehr gehabt, hätte dann aber bestimmt aus Solidarität noch mit gegessen.

Also habe ich mir einen Tee gemacht und dem Hunger gesagt, dass er noch ein klein wenig aushalten muss. Das hat gut geklappt, weil mein Körper ja jetzt die Sicherheit hat, dass er auf jeden Fall etwas bekommt.

Und wenn ich weiß, dass ich in eine längere Konferenz gehe und ich dort oft Hunger bekomme, dann sollte ich vorher noch etwas essen, auch wenn der Hunger dann noch nicht so stark ist, damit ich nicht völlig ausgehungert aus der Konferenz komme und über alles Essbare herfalle, dem ich habhaft werden kann.

Wenn man alleine ist und jederzeit essen kann, dann kann man sich von festen Essenszeiten lösen und ganz im Einklang mit seinem Hunger essen, egal wie spät es ist. Wenn man jedoch Familie hat, feste Pausenzeiten im Betrieb etc., dann kommt man um ein bisschen Planung des Hungers nicht drumherum. Und es lohnt sich, manchmal etwas Hunger auszuhalten oder doch eine Kleinigkeit zu frühstücken, damit man es bis zum gemeinsamen Mittagessen aushält.

Es ist eine Lernaufgabe, wieder im Einklang mit Hunger und Sättigung zu leben und oft wird es Rückschläge geben, aber nur so kann man lernen.

Ob ich damit abnehme? Ich weiß es nicht. Aber ich möchte meine Diätmacke heilen.

Welche Diätmacke ich habe, damit befassen sich die weiteren Artikel. Viel Spaß beim Erforschen.

Und nun? Was tun? Von der Heilung meiner Diätmacke…

Titelbild Artikel 1

Die A-Methode begann als öffentliche Diät, weil ich dachte, cool ich drehe Videos, erzähle wie Kalorienzählen mit der Wochenkalorienbilanz funktioniert, zähle selber, habe eine Plattform für meine Rezepte und dann kann jeder sehen wie ich immer dünner werde und ich habe ausreichend Druck, um dran zubleiben.

Und ja, es veränderte sich etwas! Jedoch nicht mein Gewicht. Ich erkannte meine Diätmacke.

Je mehr ich schrieb, je mehr ich recherchierte, desto größer wurde meine Überzeugung, dass Diäten für mich nur solange funktionieren, wie ich sie mache. Egal welche.

Denn, wenn ich mit der Diät aufhöre, nehme ich wieder zu. Hier in diesem Artikel findet ihr eine Übersicht über meine unzähligen Diätversuche:

Ich denke dann immer an meine Weight Watcher Betreuerin, die sagte:

Nichts schmeckt so gut, wie schlank sein sich anfühlt! Bullshit!

Ich bin vom in den Spiegel schauen nicht satt, wenn ich gerade mega Hunger auf Schokolade habe. Auch in meinen dünnsten Zeiten nicht.

So entwickelte ich eine regelrechte Abneigung gegen Diäten und dass absolute Unvermögen, mich jemals wieder diesem Zustand des Mangels auszuliefern. Denn Diät bedeutet ja nichts anderes, als im Mangelzustand zu leben, da man nie das essen darf, was man möchte und auch nicht in der Menge, die man möchte.

Aber Fakt ist ja auch, man wird zu dick von zu vielem Essen und weil ich mehr esse, als mein Körper braucht. Da muss man sich nichts vormachen.

Also dachte ich okay, wenn es auf der körperlichen Ebene nicht klappt und ich nicht durch einfachen Nahrungsentzug schlank bleiben kann, dann habe ich ein Defizit auf seelischer Ebene.

Und wenn ich da nur den Trigger finde und heile, dann werde ich dünn. Dann bin ich ein geheilter emotionaler Esser.

Also wühlte ich in meinem Seelenleben rum, es gab und gibt da auch ein paar Triggerpunkte und ich veränderte Glaubenssätze und machte eine ganze Ausbildung zum Coach und psychologischen Berater und, bäm, immer noch zu dick.

Weil ich immer noch sehr gerne und lecker esse.

Zu oft gab es auch keinen seelischen Auslöser.

Natürlich kenne ich emotionales Essen und auch ich esse, um mich zu belohnen oder aus ähnlichen Gründen. Aber viel weniger häufig als ich das glaubte.

Ich möchte gerne Schokolade. Okay…tapper..tapper…warum könntest du jetzt Schokolade mögen, was steckt dahinter. Welches ignorierte oder verkannte Bedürfnis hast du gerade, dass du gerade jetzt Schokolade haben möchtest?

Was kannst du dir Gutes tun, um das Bedürfnis nach Schokolade zu mildern?

Nix, ich will einfach nur Schokolade. Ich bin wieder einsam, noch gelangweilt, noch habe ich irgendeinen anderen emotionalen Grund, ich möchte einfach nur Schokolade essen.

Manchmal habe ich sogar ein Gefühl gefunden, aber oft eben auch nicht. Ich mag mein Leben, so wie es ist. Demnach müsste ich jetzt superschlank sein.

Bin ich aber nicht, weil ich immer noch mehr essen möchte, als mein Körper braucht.

Was, wenn dass das eigentliche Problem ist?

Ganz simpel und einfach.

Ich bin dick, weil ich mehr essen und trinken will, als mein Körper braucht!

Ganz besondere Aufmerksamkeit möchte ich lenken auf das Wort „will“.

Wenn ich mehr esse, als ich brauche, dann tue ich das aus freiem Willen, weil ich das möchte.

Oder? Dann ist mir Essen wichtiger als schlank sein.

Jedoch fühle ich mich oft so getrieben, so von einem innerlichen Verlangen gepackt, zu essen. Mehr zu essen, als meinem Körper guttut. Dann finde ich mich vor dem Kühlschrank, vor den Schubladen, den Bäckereien suchend, grasend, naschend. Ein ganz penetranter Essdrang, der sich von „körperlichem Hunger“ dadurch unterscheidet, dass ich keine körperlichen Hungersymptome habe. Den ich immer für emotionales Essen gehalten habe, jedoch ganz oft ohne dabei die Emotion oder ein Problem zu entdecken.

Und dieser Essdrang ist die eigentliche Ursache für mein Übergewicht. Denn wenn ich nur aus körperlichem Hunger essen würde, wäre die Nahrungsauswahl wahrscheinlich sekundär, weil ich aufhören würde, wenn ich satt wäre. Das würde sich schon ausbalancieren, denn ich kann ja spüren, dass ich oft viel und oft weniger Hunger habe.

Und ich bin emotional im Gleichgewicht, ich kann gar nicht so oft Frustessenanfälle oder ähnliches haben, wie ich Essdrang ohne Hunger verspüre. Und ich habe ganz oft Essdrang, ohne eine Emotion dahinter identifizieren zu können.

Ich bin dick, weil ich mehr essen und trinken will, als mein Körper braucht, weil in mir dieser Essdrang ist, der mir sagt, dass ich das brauche und dass ich das wirklich will!

Deswegen kann ich aus vollstem Herzen sagen:

Ich habe eine Diätmacke.

Ich habe eine Diätmacke auf körperlicher und auf seelischer Ebene, die ich mir selber zugefügt habe.

Auf das Konzept der Diätmacke kam ich beim Lesen des Buches: Intuitiv abnehmen. Sie nennen es Diätschaden. Aber das klingt mir zu hart. Ich möchte keinen Schaden haben. Das war in meiner Jugend ein häufiges Schimpfwort. Die hat ja einen Schaden. Ich möchte lieber liebevoll eine Macke haben.

Und diese Macke will ich nun heilen.

Ob ich damit abnehme, wir werden sehen. Denn im Vordergrund steht die Heilung, nicht das dünn sein. Das wäre ein willkommener Nebeneffekt, ist aber nicht das Ziel.

Ziel ist es in Harmonie und Einklang mit meinem Körper zu leben. Ihn zu nähren und zu würdigen und die Einheit zwischen Körper und Geist wieder zu stärken.

Ich möchte von der Diätmacke genesen.

Es hat schon angefangen, man merkt es hier auf dem Blog. Die Rezepte sind nicht mehr nach kalorienarm ausgesucht, sondern nach lecker und schmackhaft. Die Kalorien gebe ich nur noch an, damit die Rezepte auf Google besser ranken. Manche Zwänge kann man dann doch nicht links liegen lassen…lach.

Und es ist ein Abenteuer.

Ich suche auch nicht mehr nach Traumata oder hinter emotionalem Essen liegende Störungen, denn ich habe einfach zu lange danach gesucht, ohne eine Verbesserung dabei zu erfahren. Egal was ich aufgearbeitet habe und ich habe tolle Verbesserungen erzielt, aber der Essdrang blieb.

Natürlich habe ich mein Päckchen zu tragen wie jeder andere auch und sicherlich gab es einige, zwingende emotionale Gründe für den Beginn der Diätkarriere, die aber soweit zurückliegen, dass sie einfach keine Relevanz mehr haben.

Genesung und Freiheit sind mein Ziel.

Deswegen folgen hier mein ganz eigenes Programm zur Heilung meiner ganz eigenen Diätmacke. Und falls ich jemand wiedererkennt und es ihm hilft, dann freue ich mich wie Bolle.

Achtung, es geht los 😊. Es erscheinen nun innerhalb der nächsten Woche 7 Artikel zum Thema Diätmacke und ich wie diese loswerden möchte.

Viel Spaß dabei.

Nach der Diät ist vor der Diät…Diäten machen dick!

Ich habe in meinem Leben schon viele Diäten gemacht. Unzählig viele. Ich habe abgenommen und wieder zugenommen. Ich kann sagen, dass viele Diäten erfolgreich waren, denn ich habe abgenommen. Und ebenso erfolgreich habe ich wieder zugenommen… also stellte sich auch hier im Blog immer wieder die Frage nach dem Nutzen einer Diät. (Link zum Artikel über den Sinn von Diäten)

Es gibt relativ neu das Buch: „Die Fuck-it Diät“ von Caroline Dooner, in dem es im Kern darum geht durch einen Verzicht auf Diäten und Verbote sein Essverhalten zu normalisieren. Das ist etwas, dass die A-Methode auch erreichen möchte. In einem Kapital wird man aufgefordert, alle Diäten aufzuzählen, die man jemals gemacht hat. 

Ach du Sch…, dachte ich beim Lesen, das bekomme ich im Leben ja nicht mehr zusammen. Deswegen hat es auch Wochen gebraucht, um diesen Artikel zu schreiben, da ich lange überlegt und ganz viel in meinen alten Tagebüchern gelesen und recherchiert habe.

Aber es ist für mich sehr wichtig mir immer wieder vor Augen zu halten, dass klassische Diäten nicht die Lösung sein können. Diäten machen dick.

Denn sonst wäre ich ja heute super schlank. Stattdessen bin ich nach jeder Diät dicker geworden und ich denke heute, wäre ich gegen die drei Kilo, die ich damals in meinen Augen zuviel hatte, nicht mit Diät in den Krieg gezogen, wären es vielleicht drei geblieben und niemals dreißig geworden. 

Also sitze ich hier mit meinen alten Tagebüchern und versuche mal zu rekonstruieren, welche Diäten ich schon gemacht habe. Ein paar werden mir vielleicht nicht mehr einfallen, aber die Liste ist schon lang genug.

Zusätzlich habe ich auf Wunsch einer Leserin noch ein paar Passagen aus meinen Tagebüchern eingefügt, da sich dort auch das Ringen und Hadern mit den Pfunden wiederholt und wiederholt. Vieles musste ich kürzen und ich habe auch nur Passagen herausgeschrieben, die sich rein ums Gewicht und abnehmen drehen. Nicht das der Eindruck entsteht, meine Tagebücher wären sehr einseitig…lach.

Aber ganz ehrlich, manches ist für mich heute schwer zu lesen, weil ich mich so fertig gemacht habe und ich spüre dabei immer noch die Verzweiflung, nie dauerhaft ans Ziel zu kommen. Deswegen laßt euch bitte davon nicht runterziehen. Ich habe es geschafft, diese Verzweiflung zu überwinden.

Welche Diäten habe ich in meinem Leben schon gemacht?

Start 1985, da war ich 13 Jahre alt.

Brigitte Diät mit Oma

Osterferiensportprogramm mit meiner Freundin Silke zum Abnehmen mit 14

Null-Diät

Schinken-Sahne-Diät, irgendwie durfte man Schinken essen und Sahnebecher trinken…bah…

Kalorien zählen, so gefühlt ungefähr 100x

Kohlsuppendiät

Jede Menge 2-3 Tage Diäten aus der Bild der Frau

Nur das essen, das ein Bauer aus dem 18. Jahrhundert als Essen erkennen würde

Fruchtwürfel kauen, die im Magen aufquellen sollten

Slim Fast

Fasten

Modifast

Almased

Ernährungsberatung bei der Barmer im Einzelcoaching, die mir meine Schinkenwurst wegnehmen wollte

Slim Point (1000 DM)

Low Fat 30

Die South-Beach-Diät

Ananas-Diät

Appetitzügler, homöopathisch mit Cefarmadar, aber auch chemische

Ernährungsberatung bei der Barmer im Gruppencoaching

Weight Watchers 4x

Atkins

Abnehmen mit einer Heilpraktikerin

5:2

16:8

Keto-Diät

Schlank im Schlaf

Leben ohne Brot nach Lutz

Die Montignac Methode

Die Logi-Methode nach Worms

Die Glyks-Diät

Volumetrics

Abnehmen mit Hypnose

Dazu kommen unzählige Bücher, die sich mit dem Gewicht und der mentalen Einstellung dazu beschäftigen. Einen Teil davon habe ich mal verkauft, aber mit dem verbliebenen Rest kann ich immer noch Regale füllen.

Hier mal Auszüge aus meinen Tagebüchern:

15.12.1991:

….aber ich habe mal wieder beschlossen bis Silvester Diät zu machen und noch ein paar Kilo abzunehmen und mit x auf die Sonnenbank zu gehen und endlich mal braun zu werden. 

20.02.1996

  „Nur zur Info, Testergebnis aus der Bild der Frau. Ich hab´s ja gewußt.“

Typ 1: Ärgern Sie sich wirklich häufig über Ihre Figur? Oder sind es vielleicht nur kurze Momente? Z.B. weil ihre Freundin dünner ist? Oder weil Sie sich im T-Shirt am Strand dünner fühlen als im Bikini? Vergessen Sie es. Denken Sie an die Momente, in denen Ihnen die etwas massigere Figur auch guttut. Nach dem Motto: Wer stark aussieht, ist es auch.  Für viele Frauen ist Übergewicht nämlich eine Art Schutz: Dicke sind gemütlich, Dicken macht Kritik nicht so viel aus. Wenn Sie eine Diät durchhalten wollen, dann gibt es nur einen Grund: Gesunde (auch kalorienarme) Ernährung macht auch fit, stark und gibt Selbstbewusstsein. Wollen Sie das? Dann fangen Sie an!

Daneben steht: „Ich les mir jetzt nochmal die Monddiät durch. Der Mond hat ja Einfluß auf den Körper…“

21.07.1997

Ich habe mit einen Pommestopf gekauft und mir Kartoffeln frittiert. Jetzt ist mir übel. Ich sollte gleich noch Gymnastik machen. Weil, ich will ja dünn sein, aber ich esse ständig Scheiß. 

29.10.1997

Ich habe beschlossen meinen Fettverzehr pro Tag aufzuschreiben. Sport klappt echt gut, schon zwei Monate. 

02.01.1998

Ich wollte eben noch ausrechnen, wie viel Kcal mein Müsli hat. Die beiden anderen Mädels wiegen 64 und 63 Kilo. Damit bin ich nach x die dickste und das darf ja nicht sein. Müsli = 288 kcal, Oops, das hätte ich nicht gedacht. Also wenn ich 1500 kcal am Tag zur Verfügung habe, dann wären jetzt noch 1200 kcal übrig. Was hat denn 1 Brot? Also Müsli und Brot und Obst = ca. 1100 kcal. Bleiben 400 kcal für ein Abendessen. Aber wenn man bedenkt, dass man normal auch circa nur 400 kcal mehr essen soll und das mit der Schoko aufrechnet, die ich pro esse, na denn Prost Mahlzeit.

Trinken habe ich vergessen. Was hat den Punica: 140 kcal. Und die Limo 1 Flasche 100 kcal. Also muss eigentlich das Müsli weg. Aber dann hab ich morgens so viel Hunger. Essen ist echt schwer zu planen, ich bin müde und gehe ins Bett. 

10.10.1998

Ich interessiere mich für alles, besonders für Schoko und Fressen. Ich denke, Essen soll bei mir andere Defizite ausgleichen. Teufelskreis.

Kommentar unter diesem Eintrag vom 28.02.2002

Dünn!! Dünn! 61 Kilo dank Weight Watchers. Yuchuu. Endlich kann ich mal was anderes schreiben…hihi

01.11.1998

Ich war gerade auf der Waage. Ich wiege 74 Kilo. In zwei Wochen will ich wenigstens auf 70 Kilo runter sein. Bis zu meinem Geburtstag wiege ich 58 Kilo. Ganz sicher. 

Kommentar unter diesem Eintrag vom 16.03.1998

Tja, ich wiege 73 Kilo, hat also wieder richtig gut geklappt. Ich sollte mit diesen Vorsätzen einfach aufhören. 

Kommentar unter diesem Eintrag vom 14.11.2000

Dick wie eh und je…hahahaha

16.12.1998

Ich bin dick und habe gerade gekotzt. Aber ich will keine Bulimie bekommen. Ich will aber auch nicht dick sein. Trotzdem stopfe ich mich voll mit Süßigkeiten. Was bringt mich dazu zu fressen. Essen, die einzige Freunde in meinem Leben? Ich gebe meinem Körper Schrott zu Essen und wundere mich dann, wenn ich immer müde bin und mir schlecht ist. Aber noch habe ich keinen Salat gefunden, der lecker gewesen wäre. 

21.12.1998

Gestern habe ich mir ganz viele Poster in die Wohnung gehängt, weil ich endlich nicht mehr dick sein möchte. Ich weiß, dass ich es schon so oft versucht habe, aber immer durch Nahrungseinschränkung. Den Jo-Jo-Effekt erfahre ich am eigenen Leib. Nie wieder Diätm, Diäten machen dick. Aber ich möchte auch nicht mehr dick sein. Erst einmal werde ich bis Ende des Jahres weniger fettreiches Essen und die Schoko ganz weglassen. In meinem Kopf bilden sich gerade schon wieder jede Menge Hintertürchen. Nein, ich darf ja alles essen, was ich will und ab und zu macht es nicht dick. Aber jeden Tag schon. Im neuen Jahr will ich x zu einer 10 tätigen Fastenkur überreden. Hoffentlich macht sie mit. Kampf dem zuviel essen. Nicht die Nahrung ist böse, sondern das was ich nebenbei in mich hineinstopfe, ohne innezuhalten. 

06.01.1999

Ich fühle mich dick und hässlich und sehr ungeliebt. Am 01.01. habe ich mit x eine Fastenkur genommen. Wenn ich ehrlich bin, weil ich unbedingt abnehmen will. Heute ist der 6. Tag und ich habe zwei Kilo abgenommen. Das ist mir aber viel zu wenig. Alle Zeitungen sind wieder voll mich Diäten. Aber diese Lektion sollte ich gelernt haben, Diäten machen dick. Ich wünsche mir sehr dünn zu sein. Aber als ich dünn war, früher, gab es genauso viele andere Probleme. Regelmäßiges Training und eine gesunde Ernährung würden meine Figurprobleme sicherlich lösen können. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich Diät gehalten habe und den Erfolg fühle ich auf meinen Hüften.

06.09.1998

Ich bin jetzt Nichtraucher und deswegen ziemlich rund (73 Kilo). Es wäre schön, wenn ich mich daran auch mal erinnern könnte, wenn ich mir etwas in den Mund stopfe. Aber voller Stolz kann ich verkünden seit 36 Tagen keine Schokolade mehr gegessen zu haben. Das ist nämlich ungesund. 

7.9.1998

Beim Durchblättern der alten Seiten hier fällt krass auf wie sehr ich mich mit Kalorienzählen etc. und dick sein befasse. Und es wird nicht besser. Je mehr ich versucht habe abzunehmen, desto mehr hat sich mein Körper dagegen gewehrt. Nur den Grund dafür kenne ich nicht so genau. Vielleicht versucht mein unsicheres Kind immer noch sich zu verstecken hinter eine Fettschicht. Irgendwann hatte ich den Entschluß gefasst, nie wieder eine Diät zu machen, dafür aber viel Sport. Dann bin ich mit dem Sport wohl über das Ziel hinausgeschossen und dann macht es keinen Spaß mehr.

Irgendwann hatte ich wohl vergessen mich an meinen körperlichen Bedürfnissen zu orientieren. Aber das Bild von Schlankheitswahn ist sehr fest in mir verwurzelt. Dick ist häßlich. Aber wer sagt denn schlank ist schön? Ich möchte lernen mich gesund zu ernähren und dadurch möchte ich schlank werden. Denn dann bedeutet Verzicht nicht Verlust. Bei der Schokolade hat es gut geklappt. 

25.02.1999

Ich bin auf Fuerteventura. Eigentlich ist es hier toll, aber ich nehme zum ersten Mal wahr, wie dick ich eigentlich geworden bin. Mit 67 Kilo konnte man wohl noch leben, aber mit 74 Kilo fühle ich mich dick und unglücklich. Aber es gibt ein Mittel dagegen, ich will keine zweite x werden. Essen ist zwar toll und ich esse wahnsinnig gerne, aber ich muss ja nicht mit dem Essen aufhören, sondern einfach anders essen….So schlimm sind Pizza und Pommes auch nicht, aber man darf Sie nicht täglich essen. Ebenso wie die Schoko. Ab und zu ist okay. Ich werde dünn, bis Ende des Jahres…naja so bis 63 Kilo wäre nicht schlecht. Dünn werde ich kein anderer Mensch sein, aber vielleicht ein ausgeglichener. Mir ist klar, dass ich nie wieder eine Diät machen darf, da mein Stoffwechsel bestimmt völlig gestört ist….Bis zu meinem 27.ten Geburtstag möchte ich fünf Kilo abgenommen haben. 

23.01.2000

Ich habe mich gerade todesmutig auf die Waage gestellt. Ich wiege 76 Kilo. Noch vier Kilo, dann habe ich die 80 erreicht. Oh Gott, mir wird ganz flau im Magen. 76. Ich muss erst mal eine rauchen. Das darf so nicht weitergehen, Mensch, bin ich frustriert. Aber heulen hilft mir nicht weiter. Morgen mache ich einen Termin bei Slim Point, auch wenn es mein ganzes Erspartes kostet. Ich werde dünner. 

07.02.2000

Ich bin tatsächlich zu Slim Point gegangen und bin dabei abzunehmen. Dort auf der Waage wog ich 77,5 Kilo, also noch einmal 1,5 Kilo mehr als Zuhause. Und jetzt, nach 13 Tagen, hatte ich heute 73,9 Kilo. Also 270 Gramm pro Tag. Ich könnte also höchstens noch 8 Kilo abnehmen. 

16.07.2000

Ich befinde mich wieder mitten in einer Hilfe-ich bin zu dick Phase. Mit meinem Gewicht befinde ich mich ja fast schon in einer lebenslangen Schleife. Was ich brauche, ist ein lebenslanges Konzept, um mein Gewicht schrittweise zu reduzieren. Ich habe mich gerade gewogen, mit Klamotten etc. und abends wiege ich jetzt 76 Kilo. Ich muss 10 Kilo abspecken. Erst einmal werde ich heute nichts mehr essen.

07.12. 2000

Ich habe mich gerade gewogen und ich wiege 78 Kilo. Das ist der pure Horror. Ich möchte bis zu meinem Geburtstag zwei Kilo im Monat abnehmen. Das wären 12 Kilo, also auf 66 Kilo würde ich kommen. Aber das schaffe ich auch nicht mit Biegen und Brechen. Ich muss mich mehr bewegen. […]. 

Meine Oberschenkel reiben aneinander, ich kriege keine Luft mehr. Ich bin einfach fett!! Ich esse zuviel Süß. Ich esse fettige Dinge. Ich esse zuviel. Ich esse als Trost. Aber wofür brauche ich diesen Trost. Ich muss mich innerlich umprogrammieren. Diät kann man nicht durchhalten, weil man immer Hunger hat. Also muss ich moderat abnehmen. Und viel trinken. […]

Ich war schon so oft wegen meines Gewichts unglücklich. Anfang des Jahres in vier Wochen acht Kilo abgenommen und diese in 11 Monaten wieder angefressen. Und wenn es schon Schoki sein muss dann eben nur 1 Stück und nicht 10. 

17.12.2000

Hallo, ich bin die Andrea und ich war die ganze letzte Woche unglücklich und unzufrieden. Ich bin so dick!!! Und so deprimiert. Gerade lese ich etwas über Diäko. Das kostet 380 DM für 3 Wochen. Ich brauche etwas unkompliziertes, was auch durchführbar ist und ich keinen komplizierten Scheiß kochen brauche. Dann finde ich mich selbst auch nicht mehr so hässlich. Die Kurse im Return sind mir viel zu anstrengend und außerdem will ich ja nur dünn sein. Keine Oberschenkel, die aneinander reiben und keine 100 Hosen im Laden anprobieren, von denen keine passt. 

03.05. 2001

Ich liege im Bett mit dem Rio Slim Gym und versuche mir Bauchmuskeln anzutrainieren. Aber es ist unbequem so zu schreiben. (Ich hatte bei QVC ein Gerät gekauft, das mit Elektroimpulsen die Muskeln stimulieren sollte)

24.06.2001

Hihi, ich werde nie wieder versuchen mir mit dem Rio Slim Gym Bauchmuskeln anzutrainieren. Den habe ich nämlich verkauft. Das Ding war Schwachsinn. Und ich habe hier die alten Seiten nochmal gelesen, 74 Kilo Oh Gott, 78 Kilo, Oh Gott, und was wiege ich nun 82,5 Kilo, Oh Gott…Oh Gott..hihi. Eigentlich ist es zum Brüllen die 100.000 Seite zu lesen in denen nur steht wie dick ich geworden bin. 1.000 DM für Slimpoint aus dem Fenster geworfen. Futsch…einfach weg. Abgenommen….Zugenommen. Aber morgen gehe ich zu den Weight Watchers. Bis zu meinem 30.ten Geburtstag will ich schlanker sein und mich endlich wieder wohlfühlen. Hilf mir, Obi Wan Weight Watcher, ihr seid meine letzte Hoffnung. Ich muss keine Fertigpampe essen, nicht nur Fleisch, alles pfui…pfui, sondern hoffentlich ganz normale Sachen. Ich bin so gespannt und so neugierig. 

28.08.2001

Ich habe begonnen mit einem Gefühl der Spannung und der Freude und das Beste ist: Es FUNKTIONIERT. Jubel…Jubel…Heute morgen habe ich auf Calis Waage 74,4 Kilo gewogen. Ich habe fast sieben Kilo abgenommen und das in zwei Monaten. Und das Beste ist daran, dass ich nicht hungern muss. Ich finde das Points Programm einfach klasse, weil es so einfach ist. Auf der Alm da gibtś koi Sünd. hihi. Noch bin ich richtig motiviert. Mir geht es auch viel besser. Ich mache nämlich keine Diät, nein. Ich esse mich nur gesund. Und irgendwann, hihi, vielleicht im nächsten Frühling, dann ziehe ich was Enges, Knappes an und gehe an einem freien Tag zu Schaffrath und präsentiere. Da freue mich jetzt schon drauf. 

 22.04.2003

Mal wieder ist viel Zeit vergangen, bis ich mal wieder was schreibe. Dabei weiß ich doch, dass es mir guttut. Ich habe gerade gekotzt, um das Hanuta wieder loszuwerden, das völlig sinnlos in meinem Mund gelandet ist. 

19.02.2007

Gerade musste ich zurückblättern zu den Weight Watchers Anfängen. Ich war zuerst so begeistert und dann hat mein eigener Ehrgeiz meine Begeisterung erlegt. Hätte ich nämlich nicht angefangen mich zu kasteien, zu kotzen, Abführzäpfchen zu nehmen und mich immer auf das schärfste zu wiegen, dann hätte ich bestimmt weniger abgenommen als 20 Kilo, genau 22.8 Kilo, aber dann hätte mein Körper sich eventuell an das neue Gewicht gewöhnt. Wenigstens kann ich nicht schreiben ich wiege xy Kilo, denn ich habe ja keine Ahnung was ich wiege, die Waage ist mein Feind. 

Dort hört das letzte Tagebuch auf, das noch da ist. Die beiden nächsten habe ich in einem Anfall von Angst, jemand könnte darin lesen, irgendwann in den Papiermüll gegeben und ein elektronisches ist dann zusammen mit dem Rechner ins Nirvana gegangen.

Aber die Diätkarriere war damit noch lange nicht zu Ende.

2007 bin ich erkrankt und war zur Ergänzung bei einer Heilpraktikerin in Behandlung. Die hat mir als Erstes die 3 Liter Cola light verboten, die ich so täglich zu mir nahm. Jetzt hatte ich ein Problem. Denn ich trank kein Wasser, nie, niemals. Nur light Getränke, den ganzen Tag. Ob Punica, Cola light oder Limo light. Ich mochte nichts anderes.

Also bin ich umgeschwenkt auf normale Cola, Limo und Saft. So sagenhaft schnell habe ich in meinem Leben noch nie zugekommen. Am Ende der Heilpraktikerbehandlung stand ich dann, wie schon erzählt, beim Arzt mit vorgehaltener Krankenakte auf der Waage und wog 99 Kilo.

Und diese ganzen extra Kilos kamen nur von zuckerhaltigen Getränken. Nicht nur Diäten machen dick, zuckerhaltige Getränke machen super dick.

Mit der Heilpraktikerin habe ich nach einer Ursache für mein übermäßiges Verlangen nach Essen gesucht. Denn mit mir ja was falsch, sonst müsste ich nicht so viel Essen. Dabei hatte ich keine Binge Eating Anfälle oder Bulimie, ich habe halt nur kontinuierlich gegessen. Grasend, den ganzen Tag und viele Süßigkeiten. Auf die Idee, dass es von den ganzen Diäten kam, kam auch diese kluge Frau nicht.

Da ich ja absolut keine 99 Kilo wiegen wollte bin ich wieder zu den Weight Watchers gegangen und habe bis auf 71 Kilo abgenommen.

Das war auch möglich weil ich, statt zu essen, einfach geraucht habe. Sehr gesund. Abends gab es nichts mehr, nur eine Packung Zigaretten. Ich halte mir gerade die Augen zu, bei der Erkenntnis, dass es mir wichtiger war schlank zu sein als gesund.

Danach habe ich wieder 10 Kilo zugenommen und bin nochmal zu Weight Watchers.

2017 entstand dann dieser Blog.

Und ganz ehrlich. Ich wollte öffentlich Diät machen. Denn ich kann ja keinen Abnehmblog schreiben und dick sein. Und ich bin ehrgeizig. Ha, ich mache jetzt die A-Methode und dann bin ich dünn. Chaka!

Und noch viel ehrlicher. Ich bin so froh, dass ich mit dem Schreiben angefangen habe, denn es hat mir so sehr die Augen geöffnet. Über meinen Diätschaden. Darüber, dass ich immer wieder den gleichen Kampf gegen meinen Körper führe. Über die Sinnlosigkeit, mich immer wieder mit Nahrungsentzug zu kasteien. Zu der Erkenntnis, dass Diäten dick machen.

Um zu lernen, dass ich gut genug bin. Dass ich mich mag, egal ob mit 60 oder mit 90 Kilo.

Das die Waage mich immer noch so sehr triggert, dass ich mich nicht mehr drauf stelle, da dies die Diätspirale in Gang setzen könnte. (Link zum Artikel Befreiung von der Waage)

Dass ich alles tun und lassen kann, was ich will, ganz unabhängig von meinem Gewicht.

Und dass jeglicher Nahrungsentzug und alle Verbote in Bezug auf Nahrungsmitteln bei mir zu Heißhunger führt und ich dann mehr esse, als mir körperlich guttut. (Link zum Artikel Was ist normale Ernährung)

Ich habe gelernt, körperlichen Hunger von emotionalem Hunger zu unterscheiden. (Link zum Artikel Kann ich meinen Hunger mögen?)

Ich habe gelernt, dass ich emotional esse und mich nicht dafür zu verurteilen. Manchmal brauche ich es nicht mehr, manchmal brauche ich es noch. Und es ist nur eine Verhaltensweise, mehr nicht. (Link zum Artikel 1) (Link zum Artikel 2)

Emotionales Essen macht mich nicht zu einem weniger wertvollen Menschen.

Ich bin weder faul, noch willensschwach, noch disziplinlos. Ich habe einen Diätschaden!

Hallo Zusammen, ich bin Andrea und ich habe eine Essstörung, weil ich einen Diätschaden habe…

Ein was hast du? Diätschaden? Im nächsten Artikel versuche ich genau zu erklären, was ein Diätschaden ist.

Und genau hier möchte die A-Methode jetzt ansetzen. Ich möchte den Blog, der als öffentliche Diät für mich begann, so sinnvoll nutzen, dass es mir hilft und meinen Lesern auch hilft.

Dafür habe ich zwei Säulen erarbeitet.

Die eine Säule beleuchtet weiter die emotionale Seite des Essens und die zweite Säule befasst sich trotzdem mit der Energiedichte und mit gesunder Ernährung.

Denn es nutzt nichts, nur zu wissen, das man oder warum man emotional isst, man braucht ja auch einen Weg, um damit umzugehen.

Und es reicht auch nicht, sein Übergewicht einfach nur zu akzeptieren, denn in weiteren 10 Jahren werden es mir meine Knie nicht danken, wenn ich ihnen soviel Gewicht zumute. Wie also kann man abnehmen, ohne wieder in den Diätwahn zu verfallen.

Jedoch ist es eine völlig andere Motivation, wenn man etwas für sich selber und seine Gesundheit tun möchte, als ob man nur abnehmen möchte, um gesellschaftlich akzeptiert zu werden und vermeintlich hübscher und damit liebenswerter zu sein.

Deswegen wird es diesen Blog auch weiterhin geben, solange bis mein Konzept tragfähig ist…lach. Im Kopf existiert alles schon, ich muss es nur noch in sinnvolle Worte bringen.

Also hoffe ich, ihr seid geduldig mit mir und neugierig auf das, was noch kommt 🙂

Andrea

Vom Essen, beleidigt sein und der Macht der unterdrückten Gefühle.

Gibt es vielleicht in Fett gekapselte Gefühle? Kummerspeck? Ein Schutzpanzer, den wir uns angefressen haben, weil man viele Dinge einfach nicht anspricht und sich nur innerlich ärgert? Oder sind wir einfach nur beleidigt und tun uns dann selber mit Essen etwas Gutes?

Ich habe eine Coaching-Ausbildung, manchmal will ich das ja gar nicht zugeben, weil es so viele Dinge gibt, die mir trotzdem all die Jahre nicht aufgefallen sind und von denen ich nichts wissen wollte. Egal wie viel ich über Glaubenssätze, Refraiming und Gesprächstechnik gelernt habe. 

Wie hat mein Religionslehrer immer zitiert: Man sieht den Splitter im Auge des Anderen, aber den Balken im eigenen Auge nicht!

Und heute will ich mir mal ein paar Balken bei mir ansehen und ein paar Geschichten dazu erzählen, da ich glaube, dass viele und lange Jahre unterdrückte Gefühle bei mir mit Ursache für das hartnäckige Übergewicht sind und warum ich immer noch Gefühle gut mit Essen unterdrücken kann.

Ich bin konfliktscheu oder besser, ich bin konfliktscheu gemacht worden. Als Kind hatte ich gar keine Probleme, zu sagen was ich denke oder aufzubegehren, wenn ich etwas ungerecht fand. Aber ich verursachte damit Stress. 

Nicht Stress bei mir, sondern Stress bei meinen Eltern, die dann im Kindergarten bei der schrecklichen Nonne antanzen mussten oder Anrufe von Eltern von Klassenkameraden der Grundschule bekamen, weil ich frech wäre. Stress von den Großeltern, die mit einem so frechen Kind nicht zurechtkamen. 

Dabei war ich nicht vorsätzlich frech. Wenn ich aber etwas nicht wollte oder richtig blöd fand, dann habe ich das artikuliert und ich erntete Ärger. Und ich wollte keinen Ärger ernten, ich wollte keinen Stress verursachen und so habe ich irgendwann gelernt, dass es besser ist ich halte meine Klappe. Und das habe ich dann so lange gemacht, bis ich auf einmal viel zu feige war, noch etwas zu sagen, wenn es um mein Gefühlsleben ging. 

Außerdem konnte ich immer schon echt gut beleidigt sein. 

Im Beruf trifft das gar nicht zu, es geht immer nur um private Dinge und immer nur um meine Gefühle. Auf der Sachebene kann ich stundenlang diskutieren, meinen Standpunkt verteidigen, Vorträge halten und Sitzungen leiten. Aber im privaten Bereich, wenn es darauf ankommt etwas über mich zu offenbaren, dann machte ich die Klapp-Auster. 

Die Leute sagen, ich bin eine toughe Frau und das ich mich durchsetzen kann. Resolut!

Auf der Sachebene absolut. Oder bei Dingen, die mich nicht triggern, absolut. Oder wenn es darum geht für andere zu streiten, absolut. Ehrgeizig, strebsam, stark. 

Jedoch im Privatleben in Gefühlsdingen die Auster. Wenn man dadurch seine Gefühle nicht mehr artikuliert, dann verlernt man, sich seinen Mitmenschen mitzuteilen und auch seine Bedürfnisse zu äußern und dann bekommt auch meistens nicht das, was man gerade braucht.

Die anderen Menschen sind ja keine Hellseher. 

An ein Beispiel aus der Grundschulzeit erinnere ich mich noch sehr gut. Ich habe im Kinderchor gesungen mit all meinen Freundinnen aus der Schule. Weihnachten spielten wir Blockflöte und ich hatte hui Spaß. Wir durften sogar während der Messe oben auf der Orgelbühne singen und das war mega. Bei einer Messe hat unser Probst sich geärgert, das wir oben auf der Bühne gekichert haben, was in der ganzen Kirche über die Mikrophone zu hören war. Also hat er uns den Saft abgedreht und bei den Liedern immer zu spät wieder angestellt. Das hat den Chorleiter so geärgert, dass er ein paar sehr böse Dinge über den Probst gesagt hat. Was genau, dass weiß ich gar nicht mehr. Auf jeden Fall fand ich das total aufregend. Man sagt doch keine bösen Dinge über einen Probst…kicher. 

Also erzählte ich das meine Mutter. Und meine Mutter erzählte es dem Probst und dieser hat den Chorleiter strammstehen lassen. Der Chorleiter hat mich strammstehen lassen, nachdem er vorher vor versammelter Mannschaft wollte, dass die Petze sich stellt. Ich wusste, dass das meine Mutter gewesen ist, habe aber nichts gesagt, weil es mir total peinlich war. Nachdem ich dann als einzige nach dem Singen noch bleiben musste, wussten natürlich auch alle anderen, dass ich die vermeintliche Petze gewesen bin. 

Also ging ich nach Hause und erzählte, wie ungerecht der Chorleiter ist und das er ein Pisspot (Schönes Wort, hatte ich gerade beim Madita gucken gelernt) wäre und das ich da nie wieder hingehe. Ich löste also das Problem, ich dem ich nicht mehr hin ging. Es musste keiner für mich streiten, keiner mit mir dahin gehen und sagen, wie gemein es ist eine 10jährige vorzuführen, bloß weil man nicht zu seinen eigenen Aussagen steht. Niemand hatte Ärger durch mich und ich verursachte keinen Stress. 

Ich weinte nicht, rollte nicht auf dem Boden und verlange nicht, dass jemand mit mir die Situation bereinigte, ich war beleidigt. 

Jedoch mochte ich den Chor und ich fand es schade, nicht mehr zu singen und außerdem waren alle meinen Freundinnen dort. Innen drin war ich auch sehr traurig, nach außen hin war ich cool. Ist mir doch egal, scheiß Chor, dann mache ich eben was anderes. 

Das ist jetzt 37 Jahre her und trotzdem empfinde ich immer noch Wut, wenn ich daran denke. Diese Wut sitzt bestimmt in irgendeiner der Fettpölsterchen und kommt ab und zu mal an die Luft. Ich hoffe durch das Aufschreiben verschwindet sie. 

Ich bin mir noch nicht einmal sicher ob es überhaupt Wut ist oder vielleicht Scham darüber, dass ich nicht für mich gekämpft habe oder mir Hilfe erbeten habe. Im ersten Augenblick ist es auch nur eine banale Geschichte, jedes Kind hat Ungerechtigkeit erfahren. 

Aber ich glaube dieses Schweigen, dieses einfach aus der Situation gehen und diese nicht  durch ein Gespräch zu bereinigen, das war mein Wegbereiter zum Übergewicht. 

Denn Füße stillhalten, weglaufen und einen Konflikt nicht austragen, der mich ganz persönlich betrifft, das war sehr lange meine Strategie. Schmollend in der Ecke. 

Das heißt nicht, dass ich nicht darüber gesprochen habe. Beleidigt sein und mich bei anderen darüber auslassen, wie schrecklich ich behandelt worden bin, dass kann ich sehr gut. Jedoch löst dies keinen einzigen Konflikt, sondern es hält sie lebendig.

Die Gefühle darüber sind noch da und sind nicht verarbeitet. 

Wenn sie wieder hochkommen, dann kann man ja ganz schnell was essen und sie wieder runter stopfen. Leider funktioniert das gut, jedoch nie auf Dauer. Sie kommen immer wieder hoch, weil Gefühle gesehen werden wollen. 

Damals mache ich aber zumindest noch keine Diät. Das begann erst mit 13, die Spirale zwischen Diät und Überessen.

Als ich im ersten Ausbildungsjahr war, habe ich mein Zuhause verloren. Mein Kinderzimmer lag nicht in der elterlichen Wohnung, sondern eine Etage höher, fast unter dem Dach. Das war meine Freiheit, ein kleines, eigenes Zimmer, in dem ich meine Privatsphäre hatte. Mein Rückzugsort. 

Neben meinem Zimmer wohnten Mieter, das Haus gehörte meinen Großeltern und außer den Mietern wohnten noch meine Eltern mit meinen Geschwistern, meine Großeltern und meine beiden Onkels mit Frau dort. Jetzt wollte ein Onkel sich räumlich vergrößern, es waren Kinder geplant und er übernahm die Wohnung der Mieter und begann zu renovieren. Da er mein Zimmer in seine Wohnung eingliedern wollte, wurde mir der Vorschlag unterbreitet seine kleine Wohnung zu übernehmen, die unten im Erdgeschoss war. 

Das fand ich natürlich sehr verlockend, mehr eigenes Reich für mich, aber die Gesamtmiete inkl. Nebenkosten war für mich im ersten Ausbildungsjahr einfach nicht zu stemmen. Ich hätte noch meine Fahrkarte für den Bus kaufen können und dann nichts mehr. 

Also habe ich schweren Herzens gesagt, ich kann das momentan noch nicht stemmen, ich möchte mein Zimmer noch etwas behalten. 

Das war für alle okay, aber ich sollte meine Möbel abdecken und ein bisschen zusammenpacken, da das Fenster in meinem Zimmer schon einmal ausgetauscht werden sollte. Das war nämlich noch so ein uraltes Dachfenster, das im Winter undicht war. 

Gesagt, getan. 

Ich komme am nächsten Tag von der Arbeit nach Hause, gehe hoch und sehe meinen Onkel dabei, wie er gerade meine Tür zumauert.

An den Moment werde ich mich für den Rest meines Lebens erinnern. 

Meine Möbel und mein ganzes Zeug lagen im Hausflur verstreut. Ich könnte ja durch seine Wohnung dann in mein Zimmer gehen. 

Ja, klar, wie praktisch. Ich hätte dafür durch sein Schlafzimmer gehen müssen, wo er dann mit meiner Tante liegt. Ja sicher …der Traum jeder jungen Frau. 

Also habe ich ein paar Kleidungsstücke zusammen gepackt und bin von dannen. 

Ich habe nicht geheult, gezetert, mich auf dem Boden gerollt, Eltern und Großeltern gefragt, wie das nun gehen soll und welchen Plan sie haben. 

Meine Lösung war die gleiche wie schon als Kind. Ich gehe…

Ich trug den Konflikt nicht aus, ich forderte nichts für mich, ich belästigte niemanden mit meinen Gefühlen, ich ging einfach aus der Situation raus. Da war ich 19 Jahre alt. 

Geschlafen habe ich dann bei meinem Freund, der schon eine eigene Wohnung hatte. Ich habe sehr lange dort geschlafen, fast ein ¾ Jahr. So lange hat es gedauert, bis mein Onkel die Wohnung oben fertig renoviert hatte und unten seine kleine Wohnung dann frei war. 

Der Bösewicht war immer sonnenklar definiert, mein Onkel war böse, gegen ihn kam keiner an. 

Aber ich muss mir ja eingestehen, ich habe es gar nicht versucht. Ich habe nicht geschrien, keinen Sitzstreik gemacht, nichts für mich verlangt, keinem mitgeteilt wie verlassen ich mich fühlte, wie elend mir oft war. So cool war ich und ich brauchte niemanden und musste niemanden mit meinen Gefühlen belasten. 

Stattdessen war ich auf Diät. Dauernd, immer. Denn das war eine Form, die Kontrolle zu behalten. 

Und ich habe oft geweint. Meinem Freund war das bald zu viel, ich war ja ständig am heulen, für jeden banalen Streit. Die Angst vor dem Verlassen werden war auf einmal so groß, meine Heulreaktion dem Anlass nicht wirklich angemessen. 

Meine Eltern wussten bis letztes Jahr noch nicht einmal, wie sehr mich das mitgenommen hat. Wie denn auch, ich habe ja nie was gesagt. Wir haben letztes Jahr darüber gesprochen, es hat sich so ergeben aus einem ganz anderen Anlass und es tat gut, einfach mal darüber zu sprechen. Denn wenn man nicht spricht, dann weiß man ja auch nicht was den anderen bewegt. 

Es hätte sich sicherlich eine Lösung gefunden, aber ich habe ja gar nicht zugelassen, dass jemand eine Lösung für mich sucht. War ja nicht nötig, ich kann das alleine. 

Denn ansonsten war ich immer cool…inkl. einer Tonnenlast von Gefühlen, die ich nirgendwo lassen konnte, weil ich verlernt hatte sie zu artikulieren. Über die Diät hatte ich aber zumindest ein wenig Kontrolle. Und ich wollte im Beruf perfekt sein, damit niemand merkte wie verletzlich ich war. 

Wenn schon in inneren ein großer Sturm tobte, musste ich zumindest im äußeren gut aussehen und vor allen Dingen schlank sein. 

Das hat alles mit dem Gefühl zu tun, nicht gut genug zu sein. 

Denn wenn man gut genug wäre, dann würde man ja nicht so behandelt werden, dann würden sich die anderen Menschen ja mehr um Gerechtigkeit bemühen, oder? 

Heute denke ich, der wahre Mut liegt darin, sich mitzuteilen. Zu sagen, dein Verhalten tut mir weh, ich fühle mich damit schlecht. Dann kann ich auch damit aufhören, die Gefühle aufzuessen. Zumal ich mich nicht in der Opferrolle gesuhlt habe, ganz im Gegenteil löse ich Dinge gerne durch Handlung, darum geht es nicht. 

Es geht darum zu fragen, wie können wir gemeinsam eine Lösung finden, bei denen sich alle gut fühlen? Oder im krassesten Fall auch darum Beziehungen abzubrechen, deren Rahmenbedingungen absolut nicht mehr passen. 

Im letzten Jahr ist einer meiner langjährigsten Freundschaften zerbrochen, weil ich mich nicht mehr verbiegen wollte. Ich war zwar immer noch nicht mutig genug alles von Angesicht zu Angesicht zu klären, das ging per Brief, aber zumindest war ich mutig genug meine Gefühle per Brief mitzuteilen. Und auch zu formulieren, was ich in der Lage bin zu geben und wo meine Grenzen liegen. Es hat etwas gedauert bis die Antworten, die kamen,  gesackt sind und ich habe noch weiter versucht mich zu erklären, bis die Wut kam. 

Das heißt meine Gefühle im privaten Bereich kommen tatsächlich noch zeit verzögert.

Ich lese ganz böse Dinge über meinen vermeintlichen Charakter und denke immer noch, ach ja, das kann ich klären. 

Bis es irgendwann sackte und ich dachte, ey, das muss ich mir gar nicht geben und warum sollte ich Zeit mit jemandem verbringen wollen, der so schlimme Dinge über mich denkt. 

Im Endeffekt bin ich wieder aus der Situation raus gegangen, aber mit der Klarheit, das ich das nicht möchte und das eine Freundschaft nicht um jeden Preis erhalten bleiben muss.  Und eben mit der Gewissheit dass ich meine Gefühle dargelegt habe und um einen Konsens bemüht war.

Mir tut das auch heute noch sehr leid, aber diesmal habe ich meine Grenzen gesehen, gewahrt und respektiert. Und meine Bedürfnisse ganz klar erkannt und artikuliert. Die Freundin fehlt mir, aber meine eigenen Bedürfnisse waren wichtiger als mich zu verbiegen, um jemand anderem zu gefallen. 

Ein Meilenstein!

Natürlich muss man Kompromisse eingehen, ob in der Familie, in der Partnerschaft oder bei Freundschaften. Aber es sollten Kompromisse sein, hinter denen man stehen kann und keine faulen, bei denen es einem selbst auf Dauer nicht gut geht. Gefühlsmanipulation durch beleidigt sein zieht bei mir nicht …lach. Und es hätte ja sein können, dass wir einen guten Kompromiss finden und jeder zufrieden ist. 

Es ist sehr schade, dass es nicht geklappt hat. 

Meine Schwester hat einmal in einem Urlaub zu mir gesagt, ich wäre immer so hart. Damals habe ich das nicht verstanden. Heute sagte ich, ja, das stimmte.

Vor allen Dingen war ich hart zu mir selber. 

Ich hätte mir einiges ersparen können, wenn ich nicht so stolz gewesen wäre oder so voller Angst, meine Gefühle zu offenbaren. Wenn ich um Hilfe ersucht hätte oder einfach in der Lage gewesen wäre, zu sagen was mich verletzt und wie es mir geht. 

Aber beleidigt seine Gefühle mit Essen zu betäuben war für mich offensichtlich einfacher. 

Denn es wäre wahrscheinlich unnötig gewesen 25 Jahre auf Dauerdiät zu sein, weil es nicht notwendig gewesen wäre alles unter Kontrolle halten zu müssen. 

Denn die Gefühle bahnen sich ihren Weg. Ist man hart im Inneren wird man, so wie ich, vielleicht weich im Äußeren. Dann bringt das Übergewicht das weiche Element ins Leben, das so fehlt. 

Es ruft die unterdrückten Gefühle wieder hoch, spült sie ab und an an die Oberfläche und fragt, möchtest du hinsehen? Du kannst natürlich stattdessen auch essen…

…etwas an dir wird weich sein, so oder so. 

Und ich denke jetzt an meine Freundin aus der Grundschule, die nun eine Nonne ist. Vor ein paar Jahren hat sie mich besucht, weil sie mir sagen wollte, dass ihre Eltern ihr damals verboten haben, weiter mit mir zu spielen, weil ich jetzt auf das Gymnasium ging und sie zur Realschule. Sie wollte die Situation von damals klären, weil es ihr auf der Seele lag. Das ist richtig cool. Sie erkannte, dass es sie quält, mache mich ausfindig, suchte das Gespräch und bereinigte es. 

Manchmal hilft es schon, seine Gefühle von damals wieder zu spüren, zuzulassen, diese zu Papier zu bringen und sich selber zu verzeihen. Man hat so gehandelt, wie man es damals konnte und man hat heute die Möglichkeit, es zu erkennen und Dinge und Verhaltensweisen zu ändern. 

Mir hilft schreiben dabei sehr oft, sei es dabei öffentlich hier im Blog oder privat als eine Art Tagebuch. 

Während einer meine Hypnosesitzungen sagte mir mein Unterbewusstsein, ich bräuchte mehr Mut. Seitdem hat sich viel getan. 

Z.B. den Mut diesen Artikel zu schreiben, obwohl ihn auch der Chef lesen könnte. Aber es könnten auch andere Menschen davon profitieren und es ist mir nicht peinlich… 

Oder den Mut meinem Automechaniker die Leviten zu lesen, weil er Dinge getan hat, die mir nicht passten….

Den Mut einer Freundin Lebewohl zu sagen…

…und den Mut, meinen Eltern zu sagen wie ich mich damals gefühlt habe, ohne die Absicht nachträglich ein schlechtes Gewissen zu erzeugen. Sondern nur, weil die Gefühle gehört werden wollten. 

…den Mut mich auch mit meinem Lebensgefährten mal richtig zu streiten und Dinge zu bereinigen. 

Weicher zu werden im Inneren, vielleicht entschließt sich dann das Äußere, dass ein paar Fettpolster weichen können.

Ich glaube, dass auch dies ein wichtiges Puzzlestück im Ringen um ein normales Gewicht ist. Verantwortung tragen für seine eigenen Gefühle. 

Kennt ihr so Situationen, in denen ihr ewig beleidigt seid und lieber etwas esst, weil es einfacher ist zu essen als zu reden? 

Was haltet ihr von meiner Theorie?

Die A-Methode
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