Knie kaputt! Ich soll abnehmen!

Jahresanfang – und wie jedes Jahr wird man überschwemmt von Diätangeboten, den neuesten Forschungsergebnissen, wie man ohne Mühe schlank wird und bei den guten Vorsätzen fürs neue Jahr ist abnehmen wieder Nummer eins.

Und ich sitze hier, habe es mir im letzten Jahr sehr gemütlich eingerichtet mit der intuitiven Ernährung und fühlte mich damit sehr wohl und bäm…beidseitige Kniearthrose, mindestens 3. Grades.

Leute, ich bin erst 49. Der Doc schüttelte auch den Kopf und meinte, für eine Prothese noch zu jung. Viel machen kann man aber nicht. Die Kniescheibe steht schief, da ist der Knorpel schon total hin und darunter ist der Meniskus gerissen. Aber der Schaden ist sehr groß im linken Knie.

Und da ich das linke Knie geschont habe und das rechte dadurch mehr belastet, habe ich nun auch Schmerzen im rechten Knie. Tolle Wurst.

Ich fühle mich, als wäre ich 100 Jahre alt, schleppe mich Treppen hoch und nach einem ausgedehnten Shopping Bummel könnte ich Eisbeutel auf die Knie legen. Letztes Jahr war ich noch 5 km joggen.

Und was wird dafür empfohlen, ihr erratet es schon. Gewichtsreduktion.

Also sitze ich hier mit einem langen Gesicht und finde im Briefkasten die neueste Werbung von WW, ehemals Weight Watchers und denke, Scheiße!

Denn ich habe einen Blog, auf dem ich seit zwei Jahren schreie. Nie wieder Diät, denn Diäten machen dick. Und als nun mein Lebensgefährte sagte, vielleicht wäre es besser für die Knie, wenn du etwas abnehmen würdest, habe ich ihn angeschrien: Ich mache nie wieder Diät, die machen dick.

Aber er hat ja recht, für die Knie wäre es gut, wenn ich weniger wiegen würde. Das könnte die Schmerzen reduzieren und die Beweglichkeit verbessern.

Als Sofortmaßnahme habe ich mir Übungen für die Knie aus dem Netz herausgesucht und mache jetzt jeden Tag meine Knieübungen. Vielleicht verschreibt mir auch jemand im neuen Jahr endlich Physiotherapie, denn im alten Jahr hatte niemand dafür mehr Budget.

Und dann kann ich mich ja auf meinem eigenen Blog umsehen, denn der heißt ja sogar intuitiv abnehmen mit Andrea.

Intuitiv Gewicht halten mit Andrea wäre da eher die Wahrheit, was für mich aber schon ein großer Erfolg ist. Nachdem ich über 30 Jahre (Augen zuhalt) zwischen Diät und „normalem Essen” hin und her geschwankt bin, ich dabei zwischen mehrfach 25 Kilo abnehmen und 30 wieder draufpacken, ist es für mich ein Meilenstein, dass ich schon so lange mein Gewicht halte.

Wie viel ich wiege? Ich habe ja keine Ahnung, da ich keine Waage mehr habe.

Das war aber notwendig, um vom Diätwahn zu lassen. Ich habe Kleidergröße 44/46 und ich habe am 21. April 2018 einen Artikel auf dem Blog geschrieben, dass ich des Kalorienzählens so müde bin und es kamen viele Tipps zum intuitiven Essen. Und damit habe ich mich sehr ausführlich beschäftigt und kann nur sagen, es klappt sehr gut.

Das ist jetzt fast vier Jahre her und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit habe ich gegessen, wenn ich Hunger hatte und aufgehört, wenn ich satt war. Und ich halte seitdem sehr stabil mein Gewicht, wenn auch mein hohes Gewicht. Und ich musste das wirklich üben. Was ist Hunger, was ist Essdrang, wie kann ich beides unterscheiden? Wichtig war es auch, mir Lebensmittel zu erlauben, die vorher verboten waren. Butter, Schokolade, Chips, Mettwurst etc.

Und mir geht es gut dabei. Ich fühlte mich wohl, nicht mehr getrieben von dem Wunsch, schlanker angeblich ein besserer Mensch zu sein, beliebter und fröhlicher. Alles Blödsinn. Ich fühlte mich sehr gut und ich habe definitiv sehr viel besser gegessen als in den ganzen Jahren vorher.

Und kein Jojo mehr und keine Angst mehr, dass nach einem langen Winter die Sommerhosen nicht mehr passten. Ich musste nur an den Schrank gehen und die Sommersachen heraussuchen und alles passte.

Natürlich gab es auch zwischendurch Schwankungen, die Hosen saßen mal enger und mal lockerer, aber das hat mein toller Körper alles von selber reguliert.

Nur abgenommen hat er nicht. Ich habe immer noch Kleidergröße 44/46 und einen ganz schönen Bauch. Schön ist der Bauch auch, aber eben auch ganz schön groß.

Und jetzt sagen meine Knie: Mensch, uns geht es nicht so gut. Und da ich meine Knie lieb habe und sie entlasten möchte, sitze ich nun hier und schaue mir die übrig gebliebenen Baustellen an.

Den WW Flyer habe ich weggeworfen, das ist keine wirkliche Option. Meine Angst, wieder in den Diätwahn zu verfallen, ist zu groß und es führt auch dauerhaft nirgendwo hin. Und ich habe genug Geld zum Fenster herausgeworfen für Abnehmprogramme.

Denn eigentlich kenne ich die Ursache ja, warum ich nur mein Gewicht halte, aber nicht abnehme.

Es ist das kleine Krokodil in meinem Kopf, das ich Sammy getauft habe. Dieser uralte Teil meines Gehirns, der für den Essdrang verantwortlich ist und mich essen lässt, um Stress abzubauen oder Langeweile zu überwinden. Diese schlechten Angewohnheiten, in bestimmten Situationen zu essen zu greifen, um es mir etwas einfacher zu machen. Hier erkläre ich den Mechanismus ausführlich. Teil 4: Essdrang erkennen und loswerden

Denn ich kann meinem Körper in den Punkten Hunger/Satt-Regulation gut vertrauen. Er hat das voll drauf und es fühlte sich immer gut an.

Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht alles verifizieren müsste. Also habe ich eine Woche ein Ernährungsprotokoll geführt und abends die Kalorien ausgerechnet. Dabei habe ich normal gegessen, obwohl wahrscheinlich die pure Absicht, es auszuzählen, das Ergebnis beeinflusst. Das Ergebnis war wie erwartet, mein Körper kann bei den Hauptmahlzeiten alles gut auspendeln. Die Kalorienzufuhr war nicht jeden Tag gleich, aber im Mittel ergab sich eine ausgewogene Zufuhr und ich war immer satt und zufrieden.

Dabei habe ich Brötchen gegessen mit fettem Käse, Reibeplätzchen, Hefezopf, Wurst und mein lecker gekochtes Essen, ohne Rücksicht auf Kalorien, noch war Nutella oder Erdnussbutter verboten. Mein Körper kann das über Hunger/Satt wunderbar regulieren.

Was er nicht kann, ist die Essanfälle ausgleichen.

Dabei habe ich nicht das, was man sich landläufig unter einem Essanfall vorstellt. Ich bin nicht umgeben von riesigen Mengen Lebensmitteln, die ich dann in einem Anfall in mich hineinstopfe, wie bei einem Binge Eating Anfall. Bei mir ist das viel subtiler.

Auf dem Weihnachtsmarkt habe ich mir Pfefferminzbonbons mit Schokofüllung gekauft und diese mit ins Büro genommen. Und mir ein paar herausgenommen und gegessen. Und jetzt muss ich noch diese Arbeit fertig machen, die kompliziert ist und auf die ich keine Lust habe. Also habe ich noch ein paar gegessen, und noch ein paar und ich kann dann nicht mehr aufhören. Ich esse Bonbons bis mir schlecht ist und esse dann zu Mittag. Weil mich die Bonbons nicht satt machen.

Und ich denke dann noch, Mensch, hör doch mal auf mit den Scheiß Bonbons und mein Sammy schreit, iss weiter, das tut dir doch so gut. Dann geht die blöde Arbeit dir viel schneller von der Hand und ist viel süßer und du bist so viel entspannter …

Das ist ein richtig blöde Angewohnheit!

Sammy meint es ja nur gut, denn die vielen Süßigkeiten helfen mir wirklich, ruhiger zu werden und versüßen mir Dinge, auf die ich keine Lust habe.

Das sind nicht tausende von Kalorien zu viel. Aber so 300 am Tag, die locker mit nebenbei essen zusammen kommen. Und das jeden Tag. Und das erhält dann mein höheres Gewicht. Ich bleibe also nicht so wie ich bin, weil ich bei den Mahlzeiten zu viel und zu unausgewogen esse, sondern weil ich zu viel nebenbei esse.

Im Urlaub habe ich das nicht. Wenn ich frei habe, dann bin ich auch frei von diesen Sammyanfällen. Ich gehöre zu den Leuten, die im Urlaub trotz des vielen leckeren Essens abnehmen. Weil ich keinen Stress habe.

Und auf der Arbeit mache ich mir den meisten Stress ja selber. Weil ich einen guten Job machen möchte, gefallen will und ehrgeizig bin. Es ist noch nicht mal der Chef, der mich triggert, denn ich habe das auch bei selbstgewählten Weiterbildungen.

Ich muss also weder meine grundsätzliche Ernährung umstellen, noch muss ich eine kalorienreduzierte Diät machen. Ich muss nur mit Sammy ein Machtwort sprechen.

Bisher habe ich diese Baustelle zwar erkannt, aber nicht daran gearbeitet. Ich war nicht unglücklich mit meinem Gewicht und der Stress/Essen Mechanismus funktioniert ja. Ich fühle mich danach besser. Aber Fürsorge für den Rest meines Körpers ist eben auch wichtig.

Meine zweite Baustelle war das Trinken von Limonade.

Ich liebe Limo und mag es nicht mit Süßstoff. Fassbrause, yeah und Apfelschorle. Aber die gute Fertige, mit 60 % Saft. Auch eine schlechte Angewohnheit.

Nach dem Sommerurlaub wollte ich mich da verbessern. Zuerst habe ich es mit stillem Wasser probiert, weil es mir auf Teneriffa so gut geschmeckt hat. Wir haben zu Hause 8 Flaschen stilles Wasser verschiedener Sorten gekauft und ich habe eine Blindverkostung gemacht. Zwei Sorten schmecken mir besonders gut, davon haben wir zwei Kästen gekauft. Einer steht immer noch halb im Vorratsschrank, das klappte nicht besonders gut.

Danach habe ich mir auf ebay ein Probierpaket mit allen Sorten bekannter Brausetabletten gekauft. Und ich habe alle probiert und die meisten davon aussortiert. Ein paar jedoch schmeckten mir gut und alle waren mit Stevia anstatt mit Süßstoff gesüßt. Das habe ich im Nachhinein aber erst gesehen, als ich mir die Inhaltsstoffe angesehen hatte. Eine nahezu kalorienfreie Alternative.

Also trinke ich jetzt Sprudel, Sprudel mit Brausetabletten und jeden Tag eine Dose meiner heißgeliebten Cola light. Aber nur eine Dose.

Diese Baustelle erkläre ich für geschlossen.

Dann bleibt der Essdrang. Die häufigsten Ursachen bei mir dafür sind:

  • Stress und das Gefühl, nicht genügen zu können. Tritt meistens im Job auf, wenn zu viele Aufgaben auf einmal auf mich einprasseln und ich denke, ich müsste alles auf einmal erledigen, um gut genug zu sein. Perfektionismus
  • zu lange Diät gehalten und es entwickelt sich Heißhunger auf verbotene Lebensmittel – habe ich nicht mehr, seitdem ich mich satt essen kann mit allem, was ich möchte.
  • Süßigkeiten Abends auf der Couch – habe ich nicht mehr seitdem alles erlaubt ist.
  • Langeweile oder ungeliebte Aufgaben versüßen wollen
  • Erschöpfung und der Versuch durch mehr Essen Energie in den Körper zu bringen, anstatt sich auszuruhen.
  • ignorierter Durst

Welche Lösungen fallen mir dafür ein?

Zuerst muss ich immer unterscheiden, ist es körperlicher Hunger oder ist Sammy gerade aktiv. Wenn es Sammy ist, der mir mit Essen helfen will, dann brauche ich eine alternative Verhaltensweise.

  • Stress: Kurz innehalten, atmen, loslassen. Liste machen, priorisieren. Wenn man zu Hause ist einfach mal die Katze streicheln oder sich kurz dehnen und strecken.
  • Perfektionismus: Innerlich laut Stopp schreien, 10 Minuten warten und schauen, ob der Essdrang immer noch da ist. 10x auf einen Zettel schreiben: “Es reicht, wenn die Arbeit normale Qualität hat. Du musst nicht perfekt sein“.
  • Langeweile und ungeliebte Aufgaben: Am besten wären 5 Minuten frische Luft. Wenn das nicht geht, wie wäre es mit 5 Minuten Pause, tief atmen, dann die Arme hochkrempeln und einfach anfangen. Ich könnte auch mal eben durch den Betrieb gehen und mir ansehen, was von mir so läuft. Bewegung jeder Art ist gut.
  • Bei Durst einfach trinken …und wenn man es nicht als Durst erkennt einfach mal auf Verdacht was trinken.

All diese Maßnahmen dienen dazu, dem Essdrang nicht nachzugeben.

Das ist wichtig, damit dieser Mechanismus sich im Laufe der Zeit verliert. Bisher lösen die Trigger zuverlässig Essdrang aus. Diesen Kreislauf muss ich unterbrechen.

Denn nur so kann mein lieber Sammy lernen, dass ich das nicht mehr brauche.

Deswegen ist mein Ziel für 2022 auch nicht, dass ich 10 Kilo in 3 Monaten abnehmen möchte, sondern mein Ziel ist es, diese Letzte der Baustellen zu schließen. Dann kann mein Körper sein Gewicht alleine regulieren und meinen Knien geht es auf Dauer besser.

Wie ich merke, dass ich dem Ziel näher komme, ohne Waage? Wenn meine Kleidung lockerer sitzt, dann merke ich das ja. Ich möchte keinen Druck haben. Und wenn meine Knie weniger schmerzen, was ich hoffe, dann merke ich das auch.

Kein Stress, kein hochgestecktes Ziel, nur eine noch engere Zusammenarbeit mit meinem Körper.

Ich werde weiter berichten, was davon gut klappt und wo ich noch Anpassungen vornehmen muss.

Eure Andrea

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