Über den Umgang mit Kommentaren …

Es gibt Menschen, die auf meinem Blog kommentieren. Ich freue mich über jeden Kommentar und versuche auf jeden Kommentar zeitnah zu beantworten.

Mitte Dezember hat ein Dr. Michael König sehr ausführlich kommentiert und im ersten Impuls habe ich alle vier Kommentare in den Papierkorb geworfen. Sogar ohne mich sehr zu ärgern, denn ich dachte: HA! Das ist mein Blog, er hat sich viel Mühe gemacht mit dem kommentieren, aber ich habe die Macht, das mit einem Klick einfach zu entfernen.

Jetzt habe ich ein wenig Zeit, nach den Feiertagen, und habe mich dazu entschieden, alle Kommentare zu veröffentlichen. Aber nicht unter meinen mit viel Aufwand verfassten Beiträgen, sondern als einen eigenen Artikel und auch entsprechend kommentiert.

Denn mein Blog ist mein Versuch, für mich mein Essverhalten auseinander zu nehmen.  Ich möchte für mich einen Weg finden, auf Dauer ein normales Essverhalten zu erlangen und mich gesund und glücklich zu fühlen. Ich mache das öffentlich, denn wenn ich nur einem Menschen mit meinen Gedanken und Texten helfen kann, dann hatte das schon einen Sinn.

Der erste Kommentar kam zu meinem Artikel:

Kommentar von Dr. Michael König, 12.12.2022 13.42 Uhr

Vielleicht solltet ihr euch darüber klar werden, was ihr wollt. Nicht-dick-sein ist nicht nur eine Frage der Äußerlichkeit sondern auch der Gesundheit. Wollt ihr es nicht wirklich, dann macht weiter. Wollt ihr es wirklich, dann akzeptiert die Konsequenzen und sucht euch euren persönlichen Weg, wie ihr es erreicht und auch beibehalten könnt. Und wenn dies bedeutet, den Rest des Lebens “Kalorien zu zählen”, also darauf zu achten, per saldo das eigene Limit nicht zu überschreiten, weil persönlich nichts anderes funktioniert, dann ist es eben so.

Lieber Michael,

ich bin singular …Andrea, eine Person. Keine Mehrzahl. Und ich möchte nicht akzeptieren, dass es nur diesen einen Weg geben soll, nämlich sich sein Leben lang beschränken, bekämpfen und immer Kalorien zählen. Mein Überessen hat eine Funktion, nämlich die Regulation der Gefühle über Essen. Das bekomme ich mit Kalorienzählen nicht weg, dann befinde ich mich nur lebenslang in einem Kampf mit mir selber. Das kann auch nicht gesund sein.

Kommentar von Dr. Michael König, 12.12.22 14:03

Sorry, aber ihr seid schlicht disziplinlos. Daß man nicht ständig futtern sollte ist doch so evident – allein gesundheitlich eine Katastrophe, z.B. die Bauchspeicheldrüse kommt nie zur Ruhe, dauernd wird Insulin ausgeschüttet, wohin das führt sollte bekannt sein. Und daß man als Dicker auf diese Weise – wenn man im übrigen “normal” ißt – zuviel Energie zuführt ist auch evident.
Ich weiß, wovon ich rede. So habe ich früher auch “gelebt”. Meine persönliche Lösung für die Zeit nach dem Abnehmen: Intervallfasten 16:8 (so in etwa) i.V.m. Ernährungsumstellung (“gesünder”, weniger Fett, mehr Eiweiß) konsequentem “Kalorienzählen” (damit ich mein persönliches Limit nicht überschreite) und dem Aufschreiben aller Nahrungszufuhr und regelmäßig (täglich) Sport. Klingt schlimm, ist es auch, zumindest macht es mir keinen Spaß, aber es funktioniert und da ich das Ergebnis unbedingt will mache ich es weiter. Und letztlich ist es essensmäßig auch o.k., Alkohol ist drin, Schoko, Süßigkeiten sind drin, und da sich das Essen auf einen Teil des Tages konzentriert bin ich dann auch immer pappsatt. Aber das funktioniert bei mir nur, weil ich im Rahmen meines Geschmacks kalorienoptimiert koche. Wer z.B. meint, ordentlich Fett müsse sein, der wird es nie schaffen.

Lieber Michael,

nein, ich bin nicht disziplinlos, in keinster Weiser. Ich habe mehrere Berufe, einen Bachelor nebenberuflich absolviert und ich arbeite sehr diszipliniert. Ich habe, durch genau diese Dinge, die du da beschreibt, seine Essstörung entwickelt. Durch stetige Kontrolle und protokollieren. Ja, das hilft. Zuerst. Wenn man abnehmen möchte, muss man seine Kalorienzufuhr senken. Das ist absolut unbestritten, ich bin ein Anhänger der Kalorientheorie. Weniger Kalorien durch Nahrung und auch ich nehme ab. Jedoch habe ich dies über 30 Jahre getan, ohne dass ich entspannt dauerhaft schlank geworden bin. Also kann dies doch für mich nicht zielführend sein.

Und ich finde es wirklich frech, alle übergewichtigen Menschen über einen Kamm zu scheren. Die sind alle faul und disziplinlos, völlig egal, was eigentlich hinter dem aus den Fugen geratenen Essverhalten steckt. Zählt einfach alle Kalorien, ihr faulen Schweine, oder was? Das ist nicht hilfreich, für niemanden. Das ist toxische Verallgemeinerung und führt niemanden irgendwo hin. Und zum Kochen, wenn du dir meine Rezepte hier angeschaut hättest, dann wäre schon klar gewesen, dass diese zum größten Teil auf eine gesunde und kalorienoptimierte Ernährung ausgelegt sind, bei maximalem Geschmack, oder?

Kommentar von Dr. Michael König, 12.12.22 14:21

Bla, bla, bla …
Fakt ist offenbar: Du wärst gerne schlank, bist aber per saldo nicht diszipiniert genug, das zu erreichen.
Und das gilt für die allermeisten Dicken. Kaum jemandem – vor allem Frauen – ist das eigene Dicksein egal. Und da es nicht die nährstoffhaltige Luft ist sondern – vielleicht von gaaaaaanz wenigen Ausnahmen abgesehen – die persönliche Energiebilanz maßgeblich ist, heißt das: Zu viel (kalorienreiches) Futter und zu wenig Bewegung. Dagegen kann man etwas tun, aber es fällt in aller Regel nicht vom Himmel und macht – ebenfalls in aller Regel, denn andernfalls wäre man nicht dick – keinen Spaß. Ene Frage der Disziplin. Willensschwäche.
Und wenn andere Leute Dicke nicht sehr mögen, weil sie sie als unästhetisch empfinden – ja und? Ich hänge mir auch kein Bild ins Zimmer, das mir nicht gefällt. Warum soll ich mich mit Leuten abgeben, die mir nicht gefallen? In welcher Hinsicht auch immer? Wo steht geschrieben, daß ich jeden mögen muß, daß ich Dicke mögen muß, daß ich Leute mögen muß, die nicht mal ihr eigenes Leben auf die Reihe bekommen? Nirgends. Also macht nicht den anderen Vorwürfe, der bösen Umwelt.

Lieber Michael,

hier hast du offenbar gemerkt, dass eine echte Person diese Texte schreibt und dass ich nicht ein „Euch“ bin. Sehr gut. Mal anders gefragt, was gibt den Personen, auch dir, die Übergewicht kommentieren müssen, das Recht, mich ungefragt zu beleidigen und zu belehren. Wenn du es nicht sehen möchtest, na, dann guck doch einfach nicht hin. Genauso wie du dir kein Bild ins Zimmer hängen möchtest, das du nicht magst, dann guck doch einfach weg, wenn du dickere Menschen nicht ansehen magst. Ich habe mir deine Kommentare auch nicht gewünscht und nicht ausgesucht und du musst dich in keinster Weise mit mir abgeben. Du hast selber für dich entschieden, hinzusehen und dann jemanden, den du gar nicht kennst, in die Fresse zu hauen.  Und genau darum geht es in diesem Artikel.

Mein Übergewicht ist meine Privatsache.

Es sagt überhaupt gar nichts über meinen Willen, mein Wesen oder meine Motivation aus. Es ist einfach nur Übergewicht. Und ich mache niemandem einen Vorwurf, dass er daran schuld ist. Ich möchte nur nicht, dass es kommentiert wird, weil es meine Privatangelegenheit ist und ich möchte nicht, dass sich jemand das Recht herausnimmt, mir deswegen Schuldgefühle einzureden. Natürlich wäre ich gerne schlank, sonst könnte ich mir den ganzen Blog ja sparen …lach. Aber viele dieser Essstörungen resultieren aus den hämischen Kommentaren von Familienmitgliedern oder Klassenkameraden, weil es einfach ist sich über jemanden zu erheben, der ein Problem hat, dass man von außen sieht. Ein Problem, an dem derjenige ja augenscheinlich selber Schuld hat, in deinen Augen und in den Augen von vielen anderen. Reduziert auf ein Symptom, das Gewicht. Egal wie erfolgreich jemand ist, wie liebevoll, wie umsorgend oder einfach nur nett, sobald er Übergewicht hat, darf er ungefragt kritisiert werden. Dazu von mir ein ganz klares Nein!

Kommentar von Dr. Michael König, 12.12.22 14:33

Leute, Mädels …
Jedr, der sich etwas mit der Materie befaßt, weiß doch, daß Übergewicht seine Ursach in einer zu hohen Energiezufuhr und zu wenig Energieverbrauch hat. Das muß man ändern. Dauerhaft. Für immer. Also eine persönlich passende Ernährungs- und Lebensweise finden, die zu eine Ausgleich auf einem persönlich als akzeptabel empfundenen Niveau führt. Die Diät – der Prozeß des Abnehmens – ist nur der Weg zu diesem Niveau. Dann beginnt die dauerhafte, bis zum Lebensende andauernde Umstellung der Ernährung und/oder der Lebensweise. Wenn man dies wirklich will, dann muß man sich auch von ursächlichen (und meist auch schädlichen) Gewohnheiten trennen. Bei dem einen sind es die täglichen Biere, bei dem anderen die Chips, in jedem Fall das Zwischendurchfressen, fast immer das bequeme und “sport”-/bewegungslose Leben. Wer zu diesen Veränderungen nicht bereit ist, darf sich nicht über JoJo usw. beschweren – daran ist man selbst schuld. Dummheit, Disziplinlosigkeit, schwacher Wille? Egal. Schuld hat nur der Betreffende, nicht die anderen. Hart aber wahr.

Lieber Michael,

und wieder bin ich Mehrzahl …ich bin Leute, ich bin Mädels …lach …krass.

Ja, ich gebe dir recht, obwohl du dich auch stetig wiederholst. Dick wird man wegen zu hoher Nahrungszufuhr und weil man einige, schlechte Angewohnheiten hat. Und jetzt bin ich, wie du sagst, wahrscheinlich dumm, disziplinlos und habe einen schwachen Willen …sagst du das auch zu Leuten im Supermarkt oder auf der Arbeit. Eh du Fette da, du bräuchtest bloß mal weniger essen, dann wenn du nicht so dumm wärst, dann wärst du auch nicht so dick? In diesem Artikel steht nicht, dass ich jemanden anderem die Schuld gebe an meinem Übergewicht. Das steht drin, dass ich nicht ich sein wollte, weil ich schon sehr früh sehr viel weiblicher aussah als alle in meiner Klasse und dass ich versucht habe, dies durch Diäten zu ändern, anstatt es anzunehmen. Das war der Grundstein für die Essstörung. Und ich glaube, dass es vielen Teenagern so geht, in dieser labilen Phase der Pubertät.

Und ich glaube auch, genauso wie du, dass es ohne langfristige Verhaltensänderung nicht geht.  Aber ich glaube eben auch, dass es mehr dazu braucht als Willensstärke und dass man als allererstes aufhören muss, sich selber zu beschimpfen. Wenn man sich nicht lieb hat, dann funktionieren auch die ganzen Diäten nicht. Den seitdem ich aufgehört habe mich selber zu beschimpfen, mit genau den gleichen Worten, die du hier teilweise verwendest, geht es mir sehr viel besser. Denn ich habe eine Essstörung. Ich bekämpfe Emotionen mit Essen, anstatt sie zu leben. Und keine, gar keine klassische Diät der Welt kann etwas daran ändern. Dazu braucht es in der Tat eine Verhaltensänderung, die mit liebevoller Selbstannahme beginnt und nicht nur darauf schaut, was wir essen, sondern warum wir essen.  Und wenn man liebevolle Begleiter hat, die einem zur Seite stehen und Unterstützung, dann kann es dauerhaft was werden. Wenn Hunger nicht das Problem ist, dann ist Essen nicht die Lösung. Mitgefühl ist der Schlüssel, auch Mitgefühl für sich selbst.

Mir tut es gerade gut, die Kommentare zu beantworten, da ich mir selber meinen Fokus damit wieder zurechtrücke …ich muss nicht von allem gemocht werden.

In diesem Sinne herzliche Grüße

Andrea

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