Ist das emotionale Essen der Grund meines Übergewichts?

Früher war ich im Diätwahn, mit allen schädlichen Nebenwirkungen, wie in dem Artikel über den Diätmacke erwähnt.

Dann kehrte ich den Diäten den Rücken, versuchte es mit intuitivem Essen und wurde viel, viel dicker, machte dann wieder Diät.

Fing den Blog an mit Kalorienzählen und kehrte dem dann wieder den Rücken, machte wieder intuitives Essen und stehe an dem Punkt, an dem ich wieder Diät machen würde.

Wieder…und wieder…und wieder.

Und all die Jahre las ich:

Emotionales Essen, der Hunger der Seele

Emotionales Essen, wenn die Seele nach Zuwendung schreit

Emotionales Essen, Sehnsucht und Hunger

Emotionales Essen, wenn Gefühle Hunger leiden

Emotionales Essen, wenn nur noch Therapie hilft

Und so weiter und noch mehr.

Also dachte ich, emotionales Essen ist etwas ganz Schlimmes.

Es ist ein Bewältigungsmechanismus des Körpers, um Gefühle auszuhalten, die eventuell noch aus dem Kindesalter stammen und das sind Hilferufe der Seele und man muss ganz tief graben, um die Ursache zu finden.

Ich habe letztes Jahr schon einen Artikel drüber geschrieben und eine Technik beschrieben, um die Gefühle zu hinterfragen, die hinter dem emotionalen Essen liegen.

Und jetzt denke ich, ach leck mich doch … Ich habe so viel an mir gearbeitet und aufgearbeitet, jetzt muss aber mal Schluss sein.

Ich muss nicht aus jedem Gefühl ein Drama machen und nicht jedes Gefühl, dass mich essen lässt, ohne Hunger zu haben, ist behandlungsbedürftig.

Wenn ich im Büro keine Lust habe, z. B. die Ablage zu machen, weil es stinklangweilig ist, dann klebe ich ein Pflaster auf die Unlust in Form von Schokolade.

Das funktioniert gut, macht mich aber leider dick.

Deswegen muss ich aber noch lange nicht in noch weiterer Kleinarbeit hinterfragen, woher das Gefühl kommt, sondern ich muss den Kreislauf aus Langeweile = Pflaster mit Süßigkeiten darauf kleben hinterfragen.

Jetzt, mit der Kniegeschichte, kam ja das Abnehmen wieder hoch und zusätzlich wollte ich mir eine Skihose kaufen und fand keine, die mir passte und die ich auch bezahlen wollte.

Das hat mich mega geärgert. Also überlegte ich und führte tatsächlich ein paar Wochen ein Ernährungstagebuch. Fünf Wochen insgesamt, bis es mir zu schlimm auf die Nerven ging.

Zuerst habe ich alles grob geschätzt, ich bin ja faul. Das war aber keine gute Idee, denn als ich in einem Anfall von Genauigkeitswahn mein Müsli mal gewogen habe, hatte ich mich in der Tat um 40% beim Gewicht verschätzt …lach.

Aber es war zumindest recht wertfrei, denn ich habe einfach nur Abends alles protokolliert.

Ich wollte herausfinden, was denn die Hauptursache ist für das dick bleiben ist, denn gefühlt habe ich mich sehr an Hunger und satt sein orientiert.

Und wie es zu erwarten war, ist es das zwischendurch essen. Der kleine Schokoriegel, die paar Chips, die Bonbons, der Apfel, das Brot mal eben noch vor dem Essen, weil der Hunger zu arg war und all die Dinge, die unbemerkt mal eben so im Mund verschwinden.

Und da habe ich gemerkt, dass mein emotionales Essen ganz oft gar nicht auf großen Emotionen oder Kindheitstraumata beruht.

Es ist bei mir oft so viel banaler.

Langeweile, keine Lust im Job, Belohnung, müde sein, Pause brauchen, genervt sein, schlafen wollen, sich zu etwas zwingen und das zu Versüßen, sinkender Energielevel usw. usw.

Und es sind auch keine riesigen Mengen vermeintlich verbotener Lebensmittel. Aber ein bisschen Schokolade, eine Handvoll Nüsse und schwups sind mal 300 -400 kcal zusätzlich im Schlund verschwunden, ohne dass ich es groß gemerkt hätte.

Ich esse schon ganz gute Portionen zu den Hauptmahlzeiten und die machen mich auch satt. Würde ich nur diese essen und das dreimal am Tag, dann würde das intuitive Essen perfekt funktionieren.

Tue ich aber nicht. Und deswegen habe ich keine ausgeglichene Energiebilanz.

Und egal welche Ernährungsform ich wähle, das wird schon immer das Hauptproblem gewesen sein und das läßt mich dick werden und dick sein.

Es ist einfach eine schlechte Angewohnheit, die aber anscheinend brauche, um gut zu funktionieren. Denn sonst würde ich es ja einfach lassen.

Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass es eine schlechte Angewohnheit ist, die ich aber nicht einfach weglassen kann, weil das nicht dauerhaft klappt, dann brauche ich eine Strategie, dies in mein Leben zu integrieren, ohne dass es mich dick macht.

Was cool ist. Denn ich muss weder meine komplette Ernährung umstellen, noch extra kochen, noch muss ich auf Nudeln oder Fett verzichten und mich mit Diäten kasteien.

Als ich den Artikel über den Essdrang schrieb (hier zum Nachlesen) fühle ich mich, als hätte ich den Stein der Weisen gefunden. Es ist ja eigentlich auch wurscht, welchen Namen das Kind hat. Emotionales Essen, teilweise aus banalen Gründen, Essdrang oder wie meine Oma sagen wird: Kind, iss doch einfach nicht so viel zwischendurch!

Und meine Strategie war, es einfach zu lassen, dann geht der Reiz/Reaktionsmechanismus weg und ich bin geheilt.

Das klappt auch manchmal, und manchmal eben nicht.

Dabei möchte ich gar nicht mehr 60 Kilo wiegen und so vermeintlich ein besserer und tollerer Mensch werden.

Ich möchte einfach nur normal essen können, normale Klamotten in normalen Geschäften kaufen und mit einer schönen 42/44 wäre ich schon zufrieden. Bei meinem Knieübungen ohne Schlaufe an meinen Fuß kommen und im Badeanzug an bisschen weniger Barbamama-artig aussehen.

Und by the way wäre es schön, die Blutdruckmittel weglassen zu können und die Knie zu entlasten.

Und vielleicht muss ich mir einfach eingestehen, hey, ich bin ein emotionaler Esser und ich muss damit leben und dadurch werde ich immer zum Zunehmen neigen und ich kann die ganzen Diäten nicht rückgängig machen. Das ist nun eben leider so.

Also gibt es ja mehrere Möglichkeiten.

Ich könnte z. B. bewusst immer mal wieder Diätzeiten in mein Leben einbauen und akzeptieren, dass es einfach so ist. Jedoch nicht besonders streng und mit ganz geringem Defizit und alle drei Monate mal wiegen, da ich sonst wieder Diätwahn bekomme und den Diätschaden triggere. Und vor allen Dingen ohne komplizierte Gerichte, Ersatzmahlzeiten, Ersatzzucker und sonstigen Scheiß.

Auf die Idee bin ich gekommen, weil ich einer Dame auf Instagram folge, die mit WW 59 Kilo abgenommen hat, mehrere Kochbücher geschrieben und die ich immer bewundert habe. Und ich schaute in Ihren Account und siehe da, sie zählt gerade Punkte. Okay, dachte ich, bei ihr ist es auch ein stetiges Auf und Ab.

Oder ich lasse mir das Fett absaugen – Scherz!

Mein Mann z. B. macht ganz selten mal Diät. Dann nimmt er ein paar Kilo ab und frisst sich dann alles wieder an und macht dann wieder Diät. Ihn juckt das aber gar nicht, er nimmt es so wie es kommt. Weil sein Körpergewicht nicht so eng mit seinem Selbstwertgefühl verknüpft ist.

Aber im Moment entscheide ich mich dafür, dem emotionalen Essen aus banalen Gründen meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken.
Das scheint am wenigsten Aufwand zu sein …lach.

Dafür muss ich satt sein, also nix mit strenger Diät. Satt sein ist toll.

Und da es unglaubwürdig ist, dass ich ab jetzt nie wieder emotional esse, werde ich mir kleine Snacks zurechtmachen. Die habe ich dann bei mir und kann zuschlagen, wenn es mir gerade nicht gelingt, das emotionale Essen in Schach zu halten.

Das erste Ziel ist es, zu erkennen, dass es sich gerade nicht um Hunger, sondern um emotionales Essen handelt.

Dann zu überlegen und innezuhalten. Kann ich die Situation ohne Essen aushalten oder ist es noch zu schwierig.

Wenn es zu schwierig ist, die vorbereiteten Snacks nehmen.

Ich habe einen Vakuumierer. Also überlege ich mir, Tütchen zu vakuumieren, mit Nüssen, mit Apfel, mit Chips, mit Schokolade und mit Gummibärchen oder M&M. All die Dinge, die mir bei emotionalem Essen Erleichterung verschaffen.

Denn das tut es ja, das Essen in dem Moment führt dazu, dass ich mich besser fühle und dass es mir gut geht. Sonst würde man es ja nicht immer wieder wiederholen. Und das geht nicht mit Kohlrabischnitzeln und Tomaten. Hab ich mehr als einmal probiert.

Ich werde also versuchen, das emotionale Essen durch Wahrnehmen der Gefühle, Anerkennen und Huldigen dieser, weniger werden zu lassen und diese auch aushalten zu lernen.

Aber ich schaffe auch eine Alternative für die Tage, an denen es mir, aus welchen Gründen auch immer, nicht gelingt. Denn diese Tage wird es geben und auch das ist Selbstfürsorge.

Also habe ich mir Päckchen mit 100 kcal abgepackt, bei denen ich zugreifen kann, ohne dass ich mich achtlos überfresse. Denn jedes Mal wenn ich ein neues Päckchen aufreißen würde, habe ich eine kurze Zeitspanne, um innehalten und zu denken!

Strategie ist also, weiter die Hauptmahlzeiten intuitiv zu gestalten, bei Hunger zu essen und bei Sättigung aufzuhören.

Und dazu weiter am emotionalen Essen, auch aus banalen Gründen, zu arbeiten. Damit möchte ich nicht meine Gefühle als banal abqualifizieren. Aber es ist doch banaler aus Langeweile zu essen, als auch einem Trauma heraus. Und diese Gewohnheit ist auch viel einfacher abzulegen und abzutrainieren.

Das macht es mir leichter, einen Silberstreif am Horizont zu sehen :).

Ich halte euch auf dem Laufenden, wie es klappt.

Eure Andrea

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4 Antworten auf „Ist das emotionale Essen der Grund meines Übergewichts?“

  1. <b<und ZACK voll in mein Wespennest gestochen
    Hallo Andrea, irgendwie habe ich Deinen Blog aus den Augen verloren und heute “am Tiefpunkt meiner Gedanken” sehe ich Deinen Artikel. Mir geht es wie Dir, ich weiß wie es geht und dennoch nehme ich immer wieder zu. Meine normalen Mahlzeiten sind es nicht – es ist dieses immer wieder Zwischendurch essen oder sollte ich lieber fressen schreiben. Bei Stress, bei Müdigkeit, bei Langeweile, wenn ich traurig bin – wenn ich glücklich bin usw. Das mit dem Vakuumieren hatte ich auch vor und dann doch wieder verworfen …. blödes Hamsterrad. Ich weiß das Schokolade und Weingummi mir nicht gut tut – ich bekomme ganz fiese Gliederschmerzen davon und natürlich klettert meine Zahl auf der Waage nach oben. Gerade bin ich wieder an so einem Punkt wo ich mich über mich selbst ärger und was mache ich dann? Greife zu Dingen die ich eigentlich gar nicht will und denke dann: Jetzt ist eh egal! NEIN es ist nicht egal – es tut mir nicht gut! Ich fasse auch nicht ins Feuer – weil es mir nicht gut tut. Ich habe Punkte gezählt und abgenommen, dann wurde das Programm geändert und ich war genervt davon – wollte mich nicht darauf einlassen, das andere hat doch geklappt – ich versuche Kalorien zu zählen – das abwiegen nervt usw. Ich renne wieder voll in mein Höchstgewicht und komme gerade nicht aus dieser Abwärtsspirale raus. ABER…..Dein Artikel zeigt mir ich bin nicht alleine damit und es lodert eine kleine Flamme Hoffnung auf und ich will MIR und MEINEM Körper noch einmal eine Chance geben. Es muss doch zu schaffen sein – diese Negativspirale zu durchbrechen. Ich wünsche Dir viel Glück und eine schöne Woche. LIebe Grüße Patricia

    1. Hallo Patricia,

      vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ich hab ab und zu mal bei dir vorbeigeschaut und erkenne mich in deinen Posts auch immer wieder.

      Hauptsache ist doch, dass wir nicht aufgeben. Klappt das eine nicht testet man etwas anderes. Ich hab mir zusätzlich zu meinen Tütchen noch die kleinen Chipstüten aus dem WW Shop gekauft. Die sind aber noch fast unberührt…lach, ich hatte noch keine Lust drauf.

      Dafür hab ich die WW sauren Gummibärchen aus der gleichen Bestellung aufgegessen und quäle mich jetzt mit Bauchweh, weil ich wohl den Zuckerersatz nicht vertrage.

      Und dann denke ich, kalorienarm ist Bauchweh nicht wert, also landet der Rest davon in der Tonne.

      Ich drücke dich.
      Ganz liebe Grüße

      Andrea

      PS: Wie sagte der Mann gerade so treffend: “da hast du jetzt viel Geld ausgegeben für furzen!”. Recht hat er…lach. Musste direkt an den Grundsatz denken, nur essen was einem auch gut tut.

  2. Hallo Andrea,
    ganz herzlichen Dank für Deinen Blog. Es tut gut die eigenen Gedanken, Kämpfe und Sichtweisen bei einem anderen zu lesen. Das Gefühl von „ich bin nicht alleine“ und bei jeden 2. Absatz das Denken: „Ja! Genauso ist es….“
    Ich bin auch ein Kompensationsesser – ich esse die „normalen“ Mahlzeiten eben normal – esse aber dann zwischendurch – vor allem Abends – zu viele Snacks.
    Ich merke genau wann der Punkt kommt , meistens ist es Langeweile, Müdigkeit oder keine Lust das zu tun was ich gerade mache – aber ich habe noch nicht den swift hinbekommen das zu tun was mit gut täte – oft weil ich es gar nicht weiß…

    Aber gerade für mein Knie und meine Hüfte müsste ich dringend ein akzeptables Gewicht kommen… nun ja – eine Diät ist aber auch keine Lösung mehr – auch wenn es reizt weil es schnellen Gewichtsverlust verspricht…

    Ich bin gespannt wie es bei dir weitergeht…
    Herzliche Grüße von Mona

    1. Hallo Mona,

      ich lande auch früher oder später immer wieder auf der WW Webseite und liebäugel mit der schnellen Diät. Einmal hatte ich mich tatsächlich angemeldet und hatte nur Frühstück und Mittagessen eingetragen und Zack…alle Punkte weg …🙄. Ich habe die Anmeldung sofort widerrufen, ich will nie mehr zu wenig essen müssen, das waren nur ca. 800 kcal, aber eben nicht die “guten” Lebensmittel. Ich kann das nie wieder. Dir ganz lieben Dank für deine lieben Worte. Sorgen, die man teilen kann, werden weniger und das tut sooo gut.

      Liebe Grüße
      Andrea

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